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Österreichs Legal-Tech-Branche wächst

Von Sophie Martinetz

Recht
Sophie Martinetz ist Gründerin und Leiterin von Future-Law, einer unabhängigen Plattform für Legal Tech, und Director des WU Legal Tech Centers.
© Rahmann

Eine Bilanz anhand der fünften österreichischen Legal-Tech-Landkarte zur Digitalisierung der Rechtsbranche.


Die heurige Landkarte der österreichischen Legal-Tech-Landschaft, die einmal jährlich von der unabhängigen Plattform für die Digitalisierung der Rechtsbranche Future-Law erstellt wird, zeigt eindrücklich,: Legal Tech ist hier, um zu bleiben. Die österreichische Legal-Tech-Branche wächst. Mit mehr als 100 Einträgen ist sie 2022 so groß wie nie zuvor.

2018, als wir unsere erste Legal-Tech-Landkarte erstellt haben, konnte man kaum von einem "österreichischen Legal-Tech-Markt" sprechen. Mit gerade einmal 20 Tools und Anbieterinnen war unsere Landkarte damals mehr als überschaubar. Umso mehr freut es mich, dass in den Legal-Tech-Markt in den vergangenen fünf Jahren Bewegung hineinkam und sich diese Zahl bis heute mehr als verfünffacht hat.

Programme bauen lassen

Doch nicht nur die Anzahl der Tools und Anbieter hat sich gesteigert, auch die Bandbreite österreichischer Legal-Tech-Lösungen hat zugenommen. Von ursprünglich elf Kategorien ist die Legal-Tech-Landkarte bis 2022 auf 17 Bereiche angewachsen. Erstmals gibt es zum Beispiel die Kategorie "Von Anwält:innen für Anwält:innen", die selbst Legal-Tech-Tools kreieren und zwar für andere Anwälte. Das bedeutet, dass sich Anwältinnen, die mit ihren derzeitigen IT-Lösungen respektive der Software unzufrieden sind, Programme nach ihren Bedürfnissen und Kanzleistrukturen bauen (lassen). Diese Anwältinnen erkennen oft, dass sie nicht die einzigen sind, die diese Bedürfnisse bei ihren Kanzleiabläufen haben. Daher sind sie bereit, ihre Lösungen auch anderen Kanzleien anzubieten. Diese Anwältinnen bleiben aber trotzdem auch weiterhin Anwältinnen und keine Softwareanbieter - doch wer weiß, was die Zukunft bringt.

Bei der Erstellung der neuen Landkarte zeigte sich bereits jetzt, dass im nächsten Jahr eine weitere Diversifikation der Kategorien notwendig sein wird. Denn viele Anbieter setzen nicht mehr auf eine spezielle Legal-Tech-Lösung, sondern bieten zunehmend multifunktionale Tools an. So ist eine der stärksten wachsenden Kategorie die der Anwaltsmarktplätze. Private und Unternehmen finden immer öfter eine spezialisierte Anwältin über eine Onlinesuche. Das kann man mögen oder nicht, aber nur zur Einordnung: Immerhin gibt es in Österreich im Jahr circa 30 Millionen Suchanfragen über Google zum Thema Rechtssuche, und immerhin 200.000 von diesen beinhalten die Suche nach einer Anwältin (Quelle: finditoo, 2022).

Videotelefonie und E-Signatur

Ansonsten bietet die Legal-Tech-Landkarte seit 2018 einmal jährlich von Future-Law erstellt einen Überblick über Legal-Tech-Tools und Anbieterinnen in und aus Österreich. Unternehmen und präsentierte Tools stammen aus unterschiedlichen Teilen der Rechts- und Digitalisierungsbranche: unter anderen Start-Ups, Verlagswesen, öffentliche Hand und Kanzleien, die eigene Tools geschaffen haben, die den Schritt in eine digitale juristische Arbeitswelt vereinfachen.

Gerade die Kategorie Legal-Tech-Tools bietet eine immer größer werdende Anzahl einzelner Tools wie zum Beispiel eine standesrechtlich passende Form der Videotelefonie oder der digitalen E-Unterschrift. Gerade die großen Verlage bieten auch immer mehr neue Möglichkeiten, Fachinformationen detaillierter auszuwerten. So ist das Angebot er Suchmaschine Legal-Intelligence, die Anwältinnen laufende Updates und vernetztes Wissen zur Verfügung stellt, seit 2021 dabei.

Eine wichtige Kategorie ist auch die Enabler / Acceleratoren / Ambassador Kategorie: Hier werden Möglichkeiten aufgelistet, sich als Juristin mit dem Thema Digitalisierung und Legal Tech auseinanderzusetzen. Das ist etwa beim Legal-Tech-Hub Europe oder den Law Hackers oder der IRIS möglich. Österreich ist auch der Austragungsort der derzeit größten Legal-Tech-Konferenz im deutschsprachigen Raum. Es gibt also keine Ausrede, das Thema zumindest 2022 nicht zu erschließen.

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