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Karriere auf Sparflamme

Von Monika Rosen

Gastkommentare
Monika Rosen ist Börsen-Expertin und Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft. Mehr als 20 Jahre war sie Chefanalystin einer österreichischen Großbank. Twitter: @Monika_Rosen

Der sexistische Spruch "Eine Frau gehört an den Herd" ist nicht nur altmodisch, im Fall der professionellen Gastronomie ist er auch noch falsch. Während im privaten Bereich in fast 80 Prozent der Fälle die Frau den Kochlöffel schwingt, ist die Spitzengastronomie immer noch fest in männlicher Hand. Weltweit sind nicht einmal 20 Prozent der Spitzenköche weiblich. Dabei ist der Frauenanteil in der Gastronomie mit 45 Prozent keineswegs niedrig, ihre Rollen beschränken sich aber sehr oft auf einfache Tätigkeiten. Und es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass die Frauen, die es in diesem Job ganz nach oben schaffen, weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. In den USA liegt der sogenannte "Pay Gap" in der Spitzengastronomie bei rund 25 Prozent.

Professionelle Küchen waren immer schon ein schwieriges Terrain für Frauen. Ende des 19. Jahrhunderts durften Frauen nicht einmal in Restaurants essen, geschweige denn dort kochen. Eine der Begründungen dafür lautete, dass man den Damen der Gesellschaft den rüden Ton und das anzügliche Benehmen der Männer in den Lokalen nicht zumuten könne. Daher trennte man zu Beginn die Geschlechter und schuf eigene Speisesäle für Ladies.

Erst in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts begann die Zahl der weiblichen Gäste zu steigen, ein Umstand, der vor allem in den USA der Prohibition geschuldet war. Mit dem Fehlen von Alkohol mäßigten sich die Sitten, was den Damen entgegenkam. Die Idee, in einer Restaurantküche als Frau Karriere zu machen, fasste aber erst in den 90er Jahren so richtig Fuß, als die Koch-Shows im Fernsehen zu boomen begannen.

Dennoch sind Spitzenköchinnen immer noch alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Der Beruf gilt als körperlich anstrengend, und unter Stress wird der Ton in einer Restaurantküche oftmals rüde. Dazu kommen familienfeindliche Arbeitszeiten. Dass die Corona-Pandemie die Karten in der Gastronomie neu gemischt hat und viele die Branche verlassen haben, ist kein Geheimnis. Eigentlich wäre jetzt die Zeit gekommen, um es den Frauen leichter zu machen, nach Sternen zu greifen . . . und zwar jenen von Michelin!