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Schutz für das Bargeld

Von Lukas Ofenböck

Gastkommentare
Lukas Ofenböck ist 18 Jahre alt und besucht die BHAK Wien 13.
© privat

Jede Zahlung bargeldlos - werden wir jetzt das Bargeld los?


Die kleinen Münzen und Scheine in der Hosentasche haben mehr Nutzen, als man denkt. Es ist eine Freundschaft, die schon vor tausenden Jahren ihren Ursprung genommen hat. Eine Freundschaft, an die wir uns gewöhnt haben, die wir allerdings in den vergangenen Jahren sehr abrupt aufzugeben scheinen. Die Rede ist von der Eintracht zwischen dem Menschen und dem erprobten Bargeld.

Doch was bringen uns diese Freunde? Warum sollten wir an dieser Beziehung festhalten, und wer würde von einem Verbot des physischen Zahlens profitieren? Und kann man damit wirklich die Kriminalität bekämpfen?

Der größte Vorteil unserer kleinen Freunde ist, dass sie uns nicht verpetzen. Vollständige Anonymität ist nur bei Münzen und Banknoten gegeben, und das spielt nicht nur Kriminellen in die Hände, die damit ihr Schwarzgeld in Umlauf bringen. Sie ist auch ein wichtiger Bestandteil einer Demokratie, des Rechts auf Privatsphäre. Von diesem Recht macht eben nicht nur das organisierte Verbrechen Gebrauch, sondern auch Menschen, die aufgrund politischer Verfolgung untertauchen müssen. Dazu reicht es in einigen Ländern schon, wenn man im Journalismus tätig ist und regimekritisch berichtet.

Abschaffung würde Kriminelle nicht stören

Eine Abschaffung des Bargelds würde sich fast nur für den Staat positiv auswirken, und das bedeutet naturgemäß selten etwas Gutes für das Volk. Wenn man jeden Geldfluss nachvollziehen und überwachen kann, werden der Datenschutz löchriger und die Bevölkerung noch gläserner als bisher.

Der Aspekt der Bekämpfung von Korruption und Kriminalität ist zwar gut gemeint, doch nicht gut durchdacht. Jene, die korrupt sind und große Geldgeschäfte illegal tätigen, sind mit Sicherheit auch korrupt genug, um mit anderen Zuwendungen an die zuständigen Leute ihre Geschäfte nicht auffliegen zu lassen.

Verbrechen verlagern sich immer mehr - und das sehr rasant - ins Internet. Kriminalität bedeutet immer seltener, Stadtviertel mit Gewalt zu kontrollieren. Vielmehr sind die neuen Kriminellen, um vom Klischee der sozial isolierten und unscheinbaren Nerds wegzukommen, die Typen von nebenan. Diese neue Art des illegalen Handelns ist der Cyber-Polizei um Längen voraus, ihr würde ein Verlagern des Geldverkehrs in den digitalen Raum nur zugutekommen.

Was es also braucht, ist ein Bargeld-Schutzgesetz, das die Beibehaltung von Bargeld für die nächsten Jahrzehnte sichert. Dieses sollte vorschreiben, dass über die bestehenden Barauszahlungsverbote hinaus, wie in der Baubranche, keine Einschränkungen erlassen werden dürfen, und dass die Annahmepflicht von Bargeld im Handel erhalten bleibt.

Es wäre viel zu schade, wenn wir diese so treue Freundschaft aufgeben, nur weil gerade bequemere Konzepte mit dem gleichen Nutzen auf dem Vormarsch sind. Denn dazu sind Freundschaften schließlich da - um sie aufrechtzuerhalten.

Der Verein "MISCHA - Medien in Schule und Ausbildung" bietet Programme für Schulen, um die Lese- und Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern zu fördern. Lesekompetenz ist eine Schlüsselkompetenz, wenn es darum geht, gesellschaftlich und politisch zu partizipieren. Gemeinsam mit der "Initiative for Teaching Entrepreneurship" (ifte) hat "MISCHA" einen Schreibwettbewerb für Schülerinnen und Schüler unter dem Titel "Zukunft des Geldes" ausgeschrieben. Die Jury achtete bei der Auswahl des Siegertextes besonders auf den Problemaufriss samt Lösungsvorschlag, die nachvollziehbare Argumentation und die Originalität der Texte. Der Beitrag wird in Zeitungen und Magazinen des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) veröffentlicht, der die erfolgreiche Initiative "MISCHA" bereits vor mehr als 20 Jahren startete (mehr Info: www.mischa.co.at).