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Wenn es Geld auf Deppen regnet

Von Christian Ortner

Gastkommentare

Was der reichste Mann der Welt mit dem OeNB-Gouverneur gemeinsam hat.


Elon Musk, leicht exzentrischer Multimilliardär und Gründer von Space-X und Tesla, ist nicht wirklich für besonders diplomatisch formulierte Tweets bekannt. Er schätzt dort, durchaus dem Medium angemessen, eher den Bihänder denn das Florett. So auch jüngst in seiner Einschätzung der US-Konjunktur und einer möglicherweise drohenden Rezession: Eine solche Rezession, meinte er, sei "eigentlich eine gute Sache". Denn: "Es hat zu lange Geld auf Dummköpfe geregnet. Einige Insolvenzen müssen passieren."

Interessanterweise argumentiert der reichste Mann der Welt ganz ähnlich wie Österreichs Notenbank-Chef Robert Holzmann, der sich im März 2020 ordentlich in die Nesseln gesetzt hat. "Jede Wirtschaftskrise ist auch eine Reinigung, Sie kennen sicher Joseph Schumpeter und seine Theorie der schöpferischen Zerstörung. Schon die Geldpolitik der vergangenen Jahre mit Null- und Negativzinsen hat diese Reinigungskraft etwas unterbrochen. Man kann eine Krise auch dazu nutzen, gestärkt daraus hervorzugehen", so der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) damals. "Insolvenzen gehören auch in guten Zeiten zur Wirtschaft dazu." Mehr hat er nicht gebraucht, eine Welle der Empörung brach los. Nicht nur das Magazin "profil" fragte damals hämisch: "Was stimmt nicht mit Robert Holzmann?" Und spottete: "So hört sich das also an, wenn der OeNB-Gouverneur Österreichs Wirtschaftstreibenden Trost spendet: Only the strong survive!"

Ein Vorwurf, den sich auch Musk nach seinem Tweet hundertfach anhören musste - dass er, nicht unähnlich dem österreichischen Notenbanker, politisch nicht gerade links zu verorten ist, dürfte den Wirbel durchaus noch angefacht haben. Dabei haben sowohl Holzmann als auch Musk in der Sache in gewisser Weise durchaus nicht unrecht. Denn unbestritten ist, dass seit Ausbruch der Corona-Krise, bis zu einem gewissen Grad aber schon seit der Finanzkrise von 2008, die Notenbanken absurd große Beträge frischen Geldes gedruckt und unter die Leute gebracht haben, mit dem an sich vernünftigen Plan, einen krisenbedingten sofortigen Kollaps der Wirtschaft zu vermeiden.

Das gelang zwar, aber mit starken unerwünschten Nebenwirkungen. Erstens verdanken wir die heutige Mega-Inflation (auch) dieser Politik, zweitens regnete es ja tatsächlich Geld auf überlebensfähige, aber eben auch auf nicht überlebensfähige Betriebe, und drittens wurde dadurch der natürliche und notwendige Prozess der Auslese schwächerer Unternehmen zugunsten weiterer teilweise ausgeschaltet. Die Wirtschaft versteinerte dadurch teilweise und verlor an Vitalität und Elan. Und nicht zuletzt führte dieses massenhaft geschaffene spottbillige Geld dazu, dass allzu viel davon in wirtschaftlich sinnlose Investments floss.

Wenn diese ökonomischen Fehlentwicklungen nun im Zuge einer Rezession wieder korrigiert werden, kann man das deshalb wie Musk ja tatsächlich für "eigentlich eine gute Sache" halten. Auch wenn er sich, ebenso wie OeNB-Gouverneur Holzmann, mit Recht fragen lassen muss, ob es wirklich so schlau und taktvoll ist, das mitten in einer Krise laut auszusprechen, in der viele ums nackte Überleben kämpfen.