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KMU-Digitalisierung braucht einen Masterplan

Von Stefan Szauer

Gastkommentare
Stefan Szauer ist Partner und Geschäftsführer beim Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen Mazars Austria.
© Mazars

Die Arbeitgeber der Zukunft sind digital - aber sie brauchen Hilfe dabei.


Digitalisierung macht Unternehmen zukunftsfit und stärkt den Wirtschaftsstandort Österreich. Alle Unternehmen? Zumindest in der Theorie. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind (zu) oft noch offline unterwegs. Und diese KMU machen immerhin 99 Prozent der österreichischen Firmen aus. Zwar gibt es Digitalisierungsoffensiven sonder Zahl für Unternehmen, doch von denen profitieren vor allem große Konzerne, bei denen die Digitalisierung ohnehin schon ganz oben auf der Agenda steht. Was brauchen KMU wirklich, um die Digitalisierung nutzen zu können? Und wieso haben sie durch die Krise nicht genau so einen Digitalisierungsschub erfahren wie die großen Unternehmen?

Die Hälfte der KMU hat keine konkreten Pläne, Prozesse in Rechnungswesen oder Verwaltung zu digitalisieren. Das zeigt eine repräsentative Befragung von Mazars gemeinsam mit dem Befragungsinstitut TQS. Während Homeoffice und die Digitalisierung von Lohnzetteln und Rechnungsläufen bei Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten eine Selbstverständlichkeit sind, herrscht bei Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitern noch die Zettelwirtschaft. Vom Corona-Digitalisierungsschub hatten KMU also nichts - während der Krise waren sie damit beschäftigt, um ihre Existenz zu kämpfen.

Warum die Digitalisierung auch für kleine Unternehmen so wichtig ist? Weil die Digital Natives und jungen Talente den Arbeitsmarkt immer mehr dominieren - und das sind die Fachkräfte, nach denen Unternehmen so händeringend suchen. Wer nicht zukunftsfit ist, wird auf lange Sicht kein attraktiver Arbeitgeber mehr sein. Denn junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte haben die Wahl - das analoge Unternehmen ohne Möglichkeit auf Homeoffice wird hier den Kürzeren ziehen.

Sind KMU auf sich alleine gestellt? Knapp 90 Prozent der befragten Unternehmen sagen, dass ihnen die Digitalisierung wichtig ist. Also mangelt es nicht am Willen. Es fehlen Ressourcen und Rahmenbedingungen. Von den etlichen Digitalisierungsoffensiven von Regierung, Kammern und anderen konnten KMU deswegen nicht profitieren. Damit es mit der Digitalisierung trotzdem klappt, sollten sie einmal mit "digitalen Selbstverständlichkeiten" anfangen. Generell gilt: Jeder Schritt ist wichtig, selbst wenn anfangs nur kleine Prozesse digitalisiert werden. Aber langfristig wird eine Software von der Stange nicht ausreichen. KMU dürfen hier nicht auf sich alleine gestellt bleiben.

Von Digitalisierungsoffensiven und Förderungen haben KMU nichts, wenn sie sich trotzdem nicht auskennen und keine Ressourcen haben, um die richtigen Lösungen für ihr Unternehmen zu finden. Es braucht zuerst eine Bedarfserhebung und anschließend zentrale Anlaufstellen für Unternehmen, die individuell beraten und auf die unterschiedlichen Anforderungen der KMU angepasste Lösungen ausarbeiten. Kammern, Interessenvertretungen und vor allem das neue Staatssekretariat für Digitalisierung tragen dabei die Hauptverantwortung. Hier geht es um das wirtschaftliche Rückgrat Österreichs - KMU brauchen Unterstützung, um zukunftsfit zu werden und ihre Chancen nicht zu verbauen.