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Europa hinkt bei digitalen Währungen hinterher

Von Johannes Edlbacher

Gastkommentare
Johannes Edlbacher ist Partner und Steuerberater bei PwC Österreich und dort seit 2004 im Bereich Financial Services Tax tätig. Er ist auf die Besteuerung von Kapitalvermögen, die steuerliche Strukturierung von Investmentfonds sowie auf die steuerliche Beratung von Investmentfondsgesellschaften und Banken spezialisiert.
© PwC

Den globalen Wettlauf dominieren andere. Als Brückenbauer könnten private Stablecoins dienen.


Die Zukunft des Geldes ist digital: Central Bank Digital Currencies (CBCD), die digitalen Währungen der Zentralbanken, werden in Zukunft einen festen Platz in der Finanzwelt einnehmen. Schätzungen und Analysen zufolge erwägen bereits mehr als 80 Prozent der Zentralbanken die Einführung einer digitalen Währung oder haben diese bereits etabliert.

Den "CBDC Global Index" von PwC über weltweite digitale Währungen führen der eNaira der Zentralbank von Nigeria, Afrikas erste CBDC, sowie der Sand Dollar, den die Zentralbank der Bahamas seit Oktober 2020 als gesetzliches Zahlungsmittel ausgibt, an. Beide Staaten gelten als CBDC-Pioniere. Aber auch China hat als erste große Volkswirtschaft mit dem digitalen Yuan bereits eine eigene digitale Zentralbankwährung und befindet sich ebenfalls unter den Top-CBDC-Projekten.

Der diesjährige Index zeigt, dass die Zentralbanken ihre Aktivitäten im Bereich der digitalen Währungen verstärken. Europa hinkt hier allerdings noch hinterher und will erst Anfang 2023 einen Gesetzentwurf für einen digitalen Euro vorlegen, der als Rechtsgrundlage für die virtuelle Version des Euro dienen soll. Dabei geht es um den Zugang zu Zentralbankgeld in digitaler Form für tägliche Transaktionen, die möglichst hohe Datenschutzstandards bieten.

Während eine Entscheidung der EZB zum digitalen Euro noch aussteht, drängen Deutschland und Frankreich bereits seit 2021, den Prozess zu beschleunigen. Sie befürchten, die Eurozone könnte im Vergleich zu anderen Wirtschaftszonen zurückbleiben.

Im Gegensatz zu den digitalen Währungen der Zentralbanken, die durch politische Faktoren getrieben sind, bieten privat ausgegebene Stablecoins eine quasi halbstaatliche Option und haben großteils den gleichen Nutzen wie CBDCs, ohne die möglicherweise einschränkenden Eigenschaften einer staatlich initiierten Emission. Stablecoins vereinen alle Vorteile der digitalen Währungen, wie geringe Transaktionskosten und leichte Übertragbarkeit, sind aber durch Vermögenswerte, wie zum Beispiel eine Fiat-Währung, besichert und schlagen so eine Brücke zwischen dem traditionellen Finanzökosystem und digitalen Technologien. Trotz des Absturzes der Kryptowährung TerraUSD werden Stablecoins aufgrund der zunehmenden Akzeptanz von Kryptowährungen eine immer wichtigere Rolle spielen.

Für Finanzinstitute ist es bereits heute besonders wichtig zu verstehen, wie die Zentralbanken zu digitalen Währungen stehen, denn letztendlich werden CBDCs Teil des Zahlungssystems werden und sich in den Bankbilanzen niederschlagen. Daher sind sorgfältige Konsultationen mit den Zentralbanken von entscheidender Bedeutung, um den Anwendungsbereich für CBDCs zu klären, und zwar unter den Gesichtspunkten der Inklusivität, der finanziellen Leistungsfähigkeit und der Interoperabilität. Klar ist, dass die Senkung der Kosten für Zahlungen in einer Volkswirtschaft der gesamten Wirtschaft und den Bürgern einen Mehrwert bringt. Wenn CBDCs letztendlich effizientere Zahlungen ermöglichen können, wird dies allen zugutekommen.