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So (un)gesund ist Österreich

Von Wolfgang Andiel

Gastkommentare

Eine aktuelle Studie zeigt Lücken und Bedarf auf.


Schwarz auf Weiß zeigt der "Austrian Health Report", eine aktuelle repräsentative Studie zum Gesundheitszustand der österreichischen Bevölkerung bis hin zu Auswirkungen der Pandemie, Vertrauen in Arzneimittel, Belastung des Systems und anderem, wo im Gesundheitssystem in Österreich der Schuh drückt.

Zwar schätzen die Österreicherinnen und Österreicher ihren allgemeinen Gesundheitszustand überwiegend als zumindest "gut" ein (71 Prozent). Ein genauer Blick zeigt aber, dass sich chronische Beschwerden durch alle Altersgruppen in Österreich ziehen: Rund vier von zehn Befragten sind davon betroffen. Für die überwiegende Mehrheit (69 Prozent) geht dies auch mit einer regelmäßigen Medikamenteneinnahme einher. Ein Drittel der chronisch erkrankten Befragten sucht zumindest einmal pro Monat eine ärztliche Ordination oder ein Krankenhaus auf.

Noch drastischer wird es beim Blick auf die junge Generation: 34 Prozent der 18- bis 29-Jährigen geben an, chronisch krank zu sein und regelmäßige Behandlung (15 Prozent) beziehungsweise regelmäßig Medikamente (36 Prozent) zu benötigen.

Unter all jenen, die angeben, an einer chronischen Erkrankung zu leiden, war deren Behandlung für jeden Fünften in den vergangenen Jahren aufgrund der Corona-Pandemie aber nur erschwert möglich. Ein Umstand, der einer genaueren Analyse unterzogen werden sollte: War die Ursache eine persönliche Entscheidung oder war schlicht das Gesundheitssystem zeitweilig an seiner Grenze angelangt und dadurch die erforderliche Behandlung nicht möglich?

Die Krise der vergangenen Monate kann und soll auch positiv genutzt werden - die Analyse der Bewältigung ist ein erster Schritt, die Entwicklung von Lösungsschritten und Alternativen der nächste. Mögliche Lösungsansätze, zum Beispiel zur finanziellen Entlastung des Gesundheitssystems, stehen bereits zur Verfügung. So können Kosten für Medikamente durch den Einsatz von Generika und Biosimilars reduziert werden. Was fehlt, sind ein entsprechender Konsens in der Branche und umfassende Information und Aufklärung der Bevölkerung über Wirkstoffe und Wirkung.

Dass die Österreicherinnen und Österreicher grundsätzlich bereit sind, ihren Beitrag zum Gesundheitssystem zu leisten, zeigt die Studie auch: 62 Prozent der Befragten ist es egal, ob das verschriebene Medikament ein Original oder ein Nachfolgemedikament ist, wichtig ist den Befragten ein effizienter Einsatz. Und: Die Österreicherinnen und Österreicher zeigen hohes Vertrauen in die heimische Produktion von Medikamenten. 65 Prozent haben zu heimischen beziehungsweise in der EU hergestellten Medikamente mehr Vertrauen als zu jenen außerhalb Europas. Dementsprechend hoch ist der Anteil an Befragten, die eine stärkere Unabhängigkeit Österreichs in der Medikamentenproduktion als sehr wichtig empfinden (61 Prozent).

Die Corona-Pandemie hat Schwachstellen im Gesundheitssystem aufgezeigt. Das Bestreben muss sein, erprobte und sichere Entwicklungen im Arzneimittelbereich auch zielgerichtet einzusetzen, um eine faire, effiziente und effektive Bedarfsversorgung für alle zu ermöglichen.