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Ökosoziales Wirtschaften

Von Ilse Kleinschuster

Gastkommentare
Ilse Kleinschuster ist seit ihrer Pensionierung in verschiedenen NGOs tätig (Initiative Weltethos, Initiative Zivilgesellschaft und andere). Sie ist Gründungsmitglied und Berichterstatterin beim Nachhaltigkeitsinformationsmedium "Cooppa" (www.cooppa.at).
© privat

Was Klimaschutz und Grundeinkommen miteinander zu tun haben.


In ihrem jüngsten Gastkommentar schrieb Verena Ringler in Bezug auf den Klimaschutz über "vier Entscheidungen, die zeigen wie lohnenswert das hartnäckige Bohren dicker Bretter bleibt". Nun ja, diese Durchbrüche auf der oberen Ebene sind tatsächlich bemerkenswert, und ihnen ist viel Erfolg zu wünschen. Denn: Ja, wir brauchen dringend die UN-Resolution zum Recht auf eine saubere Umwelt. Ja, wir brauchen die "Digitale Diplomatie" der EU. Ja, es ist gut, dass das milliardenschwere US-Klimapaket endlich bewilligt wurde. Und Ja, wahrscheinlich ist es auch gut, wenn nun die Rockefeller Foundation ihre programmatischen, operativen Investitionsstrategien in Richtung Klimawandel endlich ändert.

Aber: Wo bleibt die öffentliche Aufmerksamkeit für die zahlreichen, unermüdlich zivilgesellschaftlich Tätigen, diese meist nicht oder schlecht entlohnten "Helden der Beharrlichkeit"? Diese seien gerade heuer, wo in Österreich aufgrund eines erfolgreichen Grundeinkommen-Volksbegehrens im Herbst dieses im Nationalrat behandelt werden soll, erwähnt. Sie fordern ein bundesweites bedingungsloses Grundeinkommen, das jeder Person mit Hauptwohnsitz in Österreich ein menschenwürdiges Dasein und echte Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Höhe, Finanzierung und Umsetzung soll ein Prozess, an dem die Zivilgesellschaft maßgeblich mitbeteiligt sein soll, gesetzlich verankern. Schon seit vielen Jahren versuchen einige das bedingungslose Grundeinkommen und nachhaltige Ökologie auf einen Nenner zu bringen.

Ob nun das Grundeinkommen, sobald einmal eingeführt, den Menschen lange genügen wird? Es ist fast zu bezweifeln, angesichts der menschlichen Tendenz, immer noch ein bisschen mehr zu wollen. Daher sollten wir einen eingrenzenden Rahmen überlegen, der es im Sinne einer wirklich nachhaltigen Entwicklung der globalen Gesellschaft allen ermöglichen würde, ihrem sinnvollen, zukunftsorientierten, enkeltauglichen Handeln einen globalen "kategorischen Imperativ" zugrunde zu legen. Viele Soziologen behaupten ja, ein Grundeinkommen würde nicht das Faulenzen ermöglichen, sondern in unserer "Geldgesellschaft" eher die Befürchtung mildern, "auf der Straße zu landen".

Ausbeutung von Mensch und Natur

Unsere derzeitige Wirtschaftsweise basiert auf Ausbeutung des Menschen, auf der Entkoppelung von Einkommen und Arbeitsaufwand infolge der Hegemonie einer außer Kontrolle geratenen Finanzwirtschaft einerseits und auf schamloser Ausbeutung der Natur andererseits. Wohin uns das noch führen wird? Wir wissen es nicht genau, aber vieles deutet jetzt schon darauf hin, dass es nichts Gutes für die gesamte Menschheit bedeutet. Gerade, weil man aber die Zukunft nicht voraussagen, sondern "möglich machen soll" (Antoine de Saint-Exupéry), wollen wir das doch zumindest versuchen. Streben wir also zunächst eine Wirtschaft an, die regional und global denkt und handelt, die die Natur schont, uns Menschen entlastet und uns verbindet!

In dieser Vision von einem fairen und naturangepassten Wirtschaftssystem soll der Fokus auf alle Möglichkeiten eines sozial-ökologischen Systemwandels gerichtet sein, sodass gleichberechtigte Lebenschancen für alle Menschen auf dem Planeten jetzt und in Zukunft geschaffen werden. Für eine ausgeglichenere Ökobilanz sind allerdings drastischere Maßnahmen nötig - quasi ein "gesellschaftlicher Stoffwechsel".

Da die Akteure in der aktuellen Ökonomie und Politik dies offensichtlich nicht schaffen, sollte vielleicht eine vernünftige und mutige Bürgerschaft das selbst in die Hand nehmen. Engagierte Bürger können ihren Lebensstil bis zu einem gewissen Grad ändern und auch versuchen, Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. Sie können zornig werden und in ihrer Souveränität als Bewohner dieses einen Planeten für eine alternative Art des Wachstums appellieren, die zugleich auch den neuen Herausforderungen unserer Umwelt gerecht werden könnte. Tun sie das nicht schon? Die "Fridays for Future" und all ihre Anhänger?

Physikalische Begrenzung unseres Planeten

Und es gibt ja längst schon ein weltweites sozialökologisches Netzwerk: "Friends of the Earth". Dazu gehört das "Basic Income Earth Network", ein Bündnis von Initiativen für das bedingungslose Grundeinkommen, das dem wachsenden, sozialen Ungleichgewicht etwas entgegensetzen will und "würdevolle Arbeitslosigkeit" als Chance für eine strukturelle Neuorientierung begreift. Da in modernen Gesellschaftsstrukturen das Soziale immer stärker mit dem Ökologischen zusammenhängt, ist diese Problematik zu einer politischen, globalen Angelegenheit geworden (seit 2016 verankert in der Deklaration der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung - SDGs). Forderungen nach einer drastischeren Reduzierung des Ressourcenverbrauchs bilden darin einen Schwerpunkt.

Das politische Ziel jeder sozialen Bewegung sollte folglich auch die Hervorhebung der existenziellen Bedeutung von Natur sein. Verantwortungsvolle, zukunftsfähige Politik sollte die demokratische Verantwortungsbereitschaft für Biosphäre, Mitmenschen und zukünftige Generationen ansprechen und unterstützen. Ist die dringliche Herausforderung der physikalischen Begrenzung unseres Planeten einmal erkannt, muss über "Schrumpfung" nicht mehr nur nachgedacht, sondern entsprechend gehandelt werden. Durchbrüche in der Klimafrage können erst durch die systemische Entwicklung neuer wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen geschafft werden. Konzepte dazu gibt es. An ihnen arbeiten die relativ unbemerkten "Helden der Beharrlichkeit".