Zum Hauptinhalt springen

Die Inflation und Merkels Beitrag

Von Christian Ortner

Gastkommentare

Die Geldentwertung ist auch Teil des Erbes der deutschen Ex-Kanzlerin.


Wenn jemand einen Zimmerbrand zu löschen versucht, indem er ein paar Liter Benzin in die Flammen schüttet, würde man das ziemlich verrückt nennen.

Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) und die meisten EU-Staaten die Inflation bekämpfen, indem sie die Zinsen viel zu lange viel zu niedrig halten und nun riesige Milliardenbeträge flächendeckend über der Bevölkerung abwerfen - allein in Österreich fast 40 Milliarden Euro -, ist das zwar genauso verrückt, wird aber nur von einigen wenigen klarsichtigen Ökonomen auch so beschrieben. Dabei ist die Sache nicht sehr kompliziert: Je mehr Geld die Staaten in Umlauf bringen in Form von allen nur denkbaren Zuschüssen, umso mehr erhöht sich die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, und damit steigen die Preise.

Beim Strompreis wird das beispielhaft zu beobachten sein. Je mehr Menschen in sehr großzügig bemessenem Ausmaß staatlich subventionierten Strom beziehen können, umso größer wird die Nachfrage nach dem (scheinbar) billigen Strom sein. Schon berichten Händler etwa von einem Ansturm auf elektrische Heizkörper. Leider verdrängt die Politik, nicht nur in Österreich, dass mit diesen Maßnahmen zu Inflationsbekämpfung die Inflation weiter angetrieben wird, was nicht sehr beruhigend ist.

Um die Geldentwertung in den Griff zu bekommen, gibt es nur eine erprobte Methode, die den kleinen Nachteil hat, extrem schmerzhaft zu sein: eine radikale Anhebung der EZB-Leitzinsen auf 5, 6 oder 7 Prozent, verbunden mit einer ebenso konsequenten Reduktion der Geldmenge. Das senkt verlässlich die Inflation und löst ebenso verlässlich eine Rezession aus - die zu verhindern aber nicht Aufgabe der EZB ist. Die Frage, warum die EZB nicht endlich ihren Job macht und die Zinsen so radikal erhöht, etwa auf das gleiche Niveau wie derzeit die Inflationsrate von knapp 10 Prozent, wird regelmäßig mit dem Verweis auf die dann drohende Zahlungsunfähigkeit der Club-Med-Staaten der EU beantwortet. Das ist zwar nicht falsch, aber nicht ganz zu Ende gedacht. Denn dann stellt sich ja die nächste Frage, warum die EZB überhaupt dieser Logik folgt - und nicht, wie früher etwa die Deutsche Bundesbank, für stabiles Geld sorgt, ohne andere Interessen im Auge zu haben.

Die Ursache dieser ökonomischen Katastrophe ist im Jahr 2019 zu finden. Damals feilschte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, wie das so üblich ist, mit Frankreichs Präsident Emanuel Macron über die Verteilung der europäischen Spitzenjobs - mit dem Ergebnis, dass die Deutsche Ursula von der Leyen EU-Kommissionspräsidentin wurde und die Französin Christine Lagarde EZB-Chefin, die daraufhin sukzessive die Hartgeld-Prinzipien der Bundesbank entsorgte. Für Frankreich, aber auch Griechenland, Italien oder Spanien war das ein guter Deal, konnten sie doch so ungehindert auf billiges Geld zur Finanzierung ihrer Schuldenberge zugreifen. Für Deutschland oder Österreich war es hingegen ein schlechtes Geschäft, da unser hartes Geld damit Geschichte war.

Natürlich wäre es unseriös, Merkel die alleinige Verantwortung für diese ungünstige Entwicklung zuzuschieben. Aber Teil ihres politischen Erbes im weiteren Sinne ist die Inflation, die uns nun so plagt, durchaus.