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Der gemeinsame Weg aus der Krise

Von Annelies Vilim

Gastkommentare
Annelies Vilim ist Geschäftsführerin der AG Globale Verantwortung und Teil der Steuerungsgruppe von SDG Watch Austria.
© Anna Rauchenberger / www.annarauchenberger.com

Weltweit stehen zahlreiche Errungenschaften nachhaltiger Entwicklung auf dem Spiel. Umso wichtiger ist die "Agenda 2030" der Vereinten Nationen, die auch beim SDG Dialogforum diskutiert wird. Die Zeit drängt.


Allen Menschen ein menschenwürdiges Leben auf einem gesunden Planeten ermöglichen: In Anbetracht von Konflikten, Klimakrise, Gesundheitskrisen, steigender Armut und Ungleichheiten ist die Weltgemeinschaft mehr denn je gefragt, diesem Leitmotiv der "Agenda 2030" - eines Aktionsplans der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung - zu folgen. Kein leichtes Unterfangen, zeigten doch zahlreiche Staaten in früheren, ähnlichen Situationen immer wieder Abschottungstendenzen, anstatt gemeinsam gegen die Auswirkungen globaler Krisen vorzugehen.

Die aktuellen Herausforderungen sind jedenfalls bekannt: So bringt etwa der Ukraine-Krieg die Energieversorgung ins Wanken und bedroht durch ausfallende Getreidelieferungen die Ernährungssicherheit ärmerer Länder. In Äthiopien haben drei Ausfälle der Regenzeit hintereinander die schlimmste Dürre seit 40 Jahren verursacht und Ernte um Ernte zerstört. Ähnliches ist aus unzähligen Ländern des Globalen Südens zu berichten, weshalb davon auszugehen ist, dass die Zahl hungernder Menschen in Kürze mehr als eine Milliarde betragen wird.

Darüber hinaus entwerten weltweite Inflation, erhöhte Leitzinsen und Kosten für Kreditrückzahlungen die Währungen dieser Staaten und treiben sie zusätzlich in Schuldenkrisen. Ländern wie Äthiopien, aber auch dem Sudan, deren Inflationsraten derzeit bei 33 Prozent beziehungsweise sogar fast 150 Prozent liegen, stehen daher letztlich weniger Budgetmittel für nachhaltige Entwicklung zur Verfügung: für den Ausbau lokaler Nahrungsmittelproduktion und krisenfitter Gesundheitssysteme oder für Maßnahmen, um Ernteausfälle, Wassermangel oder Überschwemmungen infolge der Klimakrise abzumildern. All das ergibt für Menschen, die bereits arm sind, eine lebensbedrohliche Spirale und kann ärmere Staaten destabilisieren.

Ein Zukunftsvertrag, der auf seine Umsetzung wartet

Diese Herausforderungen begründen nicht nur moralisch, sondern vor allem wirtschaftlich und sozial, weshalb die Weltgemeinschaft jetzt zusammenrücken sollte. Die "Agenda 2030" und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals - SDGs) verpflichten sie auch politisch dazu: Alle 193 UN-Mitgliedstaaten haben am 25. September 2015 diesen Zukunftsvertrag verabschiedet, der sie seither dazu anhält, an einem Strang zu ziehen, um soziale, ökologische und ökonomische Herausforderungen auf der ganzen Welt zu lösen.

Doch ist bereits Halbzeit, und die UN-Mitgliedsstaaten verzeichnen beim Erreichen der SDGs das zweite Jahr in Folge Rückschritte: Laut "Sustainable Development Report 2022" der Bertelsmann Stiftung sind diese vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, die das Erreichen von SDG 1 (keine Armut), SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen) sowie SDG 8 (menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) unterminiert hat. Auch unzureichende politische Bemühungen, um nachhaltige Städte und Gemeinden (SDG 11) zu planen, verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster (SDG 12) zu fördern, ausreichende Klimaschutzmaßnahmen (SDG 13) zu setzen oder ein gesundes Leben unter Wasser (SDG 14) und an Land (SDG 15) zu fördern, haben zu Rückschritten geführt. Die Zeit drängt, denn kein anderer internationaler Aktionsplan hat je einen so klaren Weg aus Krisen in Richtung eines menschenwürdigen Lebens für alle auf einem gesunden Planeten aufgezeigt wie die "Agenda 2030" und ihre 17 Entwicklungsziele.

Österreichs Bundesverwaltung, das Ban Ki-moon Centre for Global Citizens und SDG Watch Austria laden am 6. und 7. Oktober zum zweiten SDG Dialogforum Österreichs über "Aktuelle Chancen und Perspektiven zur Umsetzung der Agenda 2030". Es geht um notwendige Schritte in und durch Österreich, denn auch hier herrscht noch Handlungsbedarf. Ganz im Sinne einer Partnerschaft zur Erreichung der Ziele (SDG 17) identifizieren und priorisieren die Ministerinnen und Minister Karoline Edtstadler, Leonore Gewessler und Johannes Rauch sowie Fachleute aus Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam innovative Lösungsansätze. Mehr Info: www.globaleverantwortung.at