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Das Land der Frauen

Von Monika Rosen

Gastkommentare
Monika Rosen ist Börsen-Expertin und Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft. Mehr als 20 Jahre war sie Chefanalystin einer österreichischen Großbank. Twitter: @Monika_Rosen

Landbesitz von Frauen bedeutet auch mehr Klimaschutz.


Als 1908 in Chicago die amerikanischen Immobilienmakler ihre Interessenvertretung gründeten (National Association of Realtors oder NAR), waren die Mitglieder ausschließlich Männer. Allerdings: Schon 1910 wurde die erste Maklerin aufgenommen, und 1992 hatte die NAR bereits ihre erste Präsidentin! Wenn man bedenkt, dass es Frauen in den USA erst seit 1974 gestattet ist, eine Hypothek ohne einen männlichen Bürgen aufzunehmen, so ist die Pionierleistung der NAR nicht zu unterschätzen. Man könnte auch sagen, dass es Frauen in den USA sehr viel früher möglich war, Immobilien zu verkaufen als sie zu erwerben.

Heute sind übrigens 64 Prozent der amerikanischen Immobilienmakler Frauen. Aber Diversität im Immobiliensektor ist mehr als nur beruflicher Erfolg. In diesem speziellen Fall geht es auch um die Möglichkeit, eine Immobilie (allein!) zu erwerben. Dazu zunächst wieder ein paar Zahlen der NAR: 2021 wurden 19 Prozent aller Immobilienkäufe in den USA von alleinstehenden Frauen getätigt. Auf alleinstehende Männer entfielen nur 9 Prozent, der große Rest (72 Prozent) der Transaktionen wird nach wie vor von Paaren abgeschlossen.

Wenn man den Blick über die Industrieländer hinaus richtet, sieht es allerdings mehr als düster aus. Nach Schätzungen der UNO halten Frauen weniger als 20 Prozent des dokumentierten Immobilienbesitzes weltweit, manche Experten halten eher eine Quote von 10 Prozent für realistisch.

Die Rechte der Frauen in puncto Landbesitz zu stärken, wäre auch eine Investition in den Klimaschutz, gerade in Entwicklungsländern. Frauen sind eher bereit, in ihr Land (und damit das Wohlergehen ihrer Familien) zu investieren, indem sie zum Beispiel Bäume pflanzen. Studien in Mittelamerika haben gezeigt, dass steigender Landbesitz bei Frauen in direktem Zusammenhang mit besserem Bildungserfolg steht. Und in Nepal ist die Mangelernährung von Kindern zurückgegangen, wenn ihre Mütter im Besitz einer Immobilie waren.

Das sprichwörtliche "Dach über dem Kopf" steht nicht umsonst im Mittelpunkt der UN-Nachhaltigkeitsziele. Zugang zu leistbarem Wohnen impliziert auch Zugang zu Arbeit, Bildung und Gesundheit.