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Für eine klimaneutrale Beschäftigungspolitik

Von Ilse Kleinschuster

Gastkommentare
Ilse Kleinschuster ist seit ihrer Pensionierung in verschiedenen NGOs tätig (Initiative Weltethos, Initiative Zivilgesellschaft und andere). Sie ist Gründungsmitglied und Berichterstatterin beim Nachhaltigkeitsinformationsmedium "Cooppa" (www.cooppa.at).
© privat

Es braucht einen Schulterschluss von Politik und Wirtschaft.


Während eine herrschende Welt- und Geldwirtschaft zur Dekarbonisierung aufrüstet, täten alle zivilgesellschaftlich engagierten Kräfte, denen es um mehr Menschlichkeit geht, gut daran, einen möglichst ökologisch-nachhaltigen Wohlstand und Fairness anzustreben, sozusagen einen "Green New Deal". Wie könnte dieser Klimawandel am Arbeitsplatz aussehen? Entsprechende Fragen sollten zunächst einmal grundsätzlich gestellt werden können, nicht nur kognitiv, sondern auch ökonomisch.

Ob die Einführung eines Grundeinkommens die Entscheidung immer erleichtern würde, also ob die existenzielle Absicherung ein Garant dafür sein könnte, dass sich mehr Menschen für einen nachhaltigen Arbeitsplatz entscheiden, bleibt dahingestellt. Es ist gut vorstellbar, dass jetzt - in krisengeschüttelten Zeiten des Klimawandels - immer mehr Menschen sich einbringen wollen und sich fragen, was ihre Begabungen, ihre Wertvorstellungen sind, und sich eine Beschäftigung suchen, die zur Erfüllung ihrer Vision von einem "guten Leben für alle" etwas beitragen kann.

Es braucht natürlich Maßnahmen seitens der Politik an allen Ecken und Enden. Und das bedeutet, dass es längst schon eine neue "Hausordnung für das Raumschiff Erde" braucht. Immer schwieriger wird es aber, den Kuchen so zu verteilen, dass die ganze Besatzung ein Stück davon abbekommt. Also müssen wir dem guten Aufgehen und der Verfeinerung des ökonomisch-ökologischen Kuchens nicht nur mehr Aufmerksamkeit widmen, sondern zugleich auch seiner fairen Aufteilung.

Der erfolgreiche Übergang zu Netto-Null-Emissionen ("Net-Zero") sollte daran gemessen werden, inwieweit die Raumschiffbesatzung damit einverstanden ist. Ein Schulterschluss von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für eine derartige "Net-Zero"-Ökonomie könnte Gutes verheißen, wenn von einer Mehrheit gewollt, er könnte 2040 in einer Epoche der Wohlfahrt-Ökonomie ("Wellbeing Econmy") enden und so das Überleben für unseren Planeten sichern. Die junge Generation ("Fridays for Future" und ihre "Jünger") erwartet sich schon lange entsprechende politische Maßnahmen, ihre Geduld ist endendwollend, sodass es nicht verwundert, dass sie, teils in Form von "ärgerlichem" Aktionismus, bereit ist als "Letzte Generation" dafür zu kämpfen.

Es bräuchte auch einen Plan für ein gesundes Ernährungssystem für Mensch und Planeten. Die Art wie wir - global betrachtet - Landwirtschaft betreiben und Lebensmittel transportieren und verbrauchen, belastet die planetaren Grenzen mehr als alles andere. Der Agrarsektor ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen, die wichtigste Ursache für Entwaldung und den Verlust von Biodiversität und der bei weitem größte Verbraucher von Süßwasser. Dazu kommt ein Übermaß an Düngemitteln, die riesige Totzonen erzeugen und die globale Erwärmung vorantreiben. Daher braucht es dringend auch einen Plan zur Umstrukturierung der Landwirtschaftsbetriebe. Es gibt sie ja vielfach schon, diese Klein- und Mittelbetriebe, die mittels regenerativer Methoden die Landwirtschaft radikal verändern. Dieser Bereich allein schon würde unglaublich viele klimaneutrale Arbeitsplätze schaffen.

Aber nicht nur in der Revolutionierung der Landwirtschaft, auch in der Umstellung der Ernährung und der Verhinderung von Nahrungsmittelverlust und -verschwendung könnten durch klimaneutrale Vorgehensweisen und entsprechende politische Maßnahmen viel mehr Menschen sinnvolle Jobs finden. Hier gibt es noch viel Raum nach oben, wenn es um Klimawandel und Arbeitsmarkt geht - ja, letztlich um die Frage, wie wir unser allgemeines Menschenrecht auf gesunde Lebensmittel sichern könnten.