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Digitaler Konsum wird immer stärker hinterfragt

Von Nikola Süssl

Gastkommentare
Nikola Süssl ist Partner beim weltweit führenden Beratungsunternehmen Deloitte und in Österreich verantwortlich für die Telekommunikations-, Technologie- und Medienbranche.

Obwohl ständige Erreichbarkeit zum guten Ton gehört, würden viele gerne weniger Zeit mit Smartphone, Tablet und Co. verbringen.


Musik hören, Nachrichten lesen, die Lieblingsserie schauen, Rechnungen bezahlen: Dass digitale Geräte das tägliche Leben erleichtern, ist unbestritten. Mittlerweile aber werden sie von Konsumentinnen und Konsumenten auch als Zeitfresser und Stressfaktor empfunden. Mit der Analyse "Digital Consumer Trends" beleuchtet das Beratungsunternehmen Deloitte jährlich die Einstellungen zu technologischen Entwicklungen und digitalen Nutzungsgewohnheiten von Konsumentinnen und Konsumenten weltweit. Die aktuelle Analyse zeichnet ein überraschendes Bild: Obwohl die Digitalisierung zunehmend alle unsere Lebensbereiche durchdringt und die ständige Erreichbarkeit mittlerweile zum guten Ton gehört, würden viele gerne weniger Zeit mit Smartphone, Tablet und Co. verbringen.

Doch wie lässt sich dieser Spagat angesichts der aktuellen Entwicklung erfolgreich meistern? Das Abstellen von Push-Nachrichten, das Umstellen des Bildschirms auf Schwarz-Weiß-Modus und die bewusste Selektion notwendiger Kanäle können die Bildschirmzeit jedes Einzelnen deutlich verkürzen. Gleichzeitig ist es spätestens jetzt an der Zeit, sich einzugestehen, dass wir an der durchdringenden Digitalisierung heute nicht mehr vorbeikommen. Davor wegzulaufen, ist zum aktuellen Zeitpunkt unmöglich - das müssen wir akzeptieren.

Doch nicht nur hinsichtlich Nutzungsverhalten werden die Konsumentinnen und Konsumenten kritischer, auch die Auswirkungen neuer Technologien auf die Umwelt werden immer stärker hinterfragt. Nur ein gutes Produkt reicht den Kundinnen und Kunden heute nicht mehr aus, sie erwarten auch zunehmend Geräte, deren Herstellung die Umwelt nicht in Mitleidenschaft ziehen. In der Tech-Branche sind solche Firmen noch rar, auch weil sie sich derzeit noch auf die Bequemlichkeit ihrer Käuferinnen und Käufer verlassen können und langfristige Veränderungen im Konsumverhalten noch nicht in der breiten Bevölkerung angekommen sind.

Dennoch lässt sich die Entwicklung hin zu sinnstiftenden, klimafreundlichen Devices nicht aufhalten. In vielen Branchen bleiben Produkte, die der Umwelt schaden oder unter schlechten Produktionsbedingungen hergestellt werden, hinsichtlich Absatzzahlen nicht ungestraft. Unternehmen können schon heute damit punkten, wenn sie sich proaktiv auf die richtige Seite schlagen.

Fest steht: Um den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu weisen, muss die Tech-Branche tiefgreifende Veränderungen anstoßen, um nicht in Verdacht zu geraten, mit oberflächlichen Zugeständnissen und Greenwashing kritische Konsumentinnen und Konsumenten überzeugen zu wollen. Viemehr sind sie gefordert, eine Balance zu finden, die die moralischen Aspekte der Kaufentscheidungen als auch die Bequemlichkeit der Konsumentinnen und Konsumenten befriedigen. Auf diesem Weg das Vertrauen der Kundinnen und Kunden zu gewinnen und zu halten, wird einer der zentralen Erfolgsfaktoren der Zukunft.

Die Österreich-Ergebnisse der Deloitte-Analyse "Digital Consumer Trends" sind hier nachzulesen: www.deloitte.at/digitalconsumertrends