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Eine schwere Rezession ist wahrscheinlich

Von Daleep Singh

Gastkommentare
Daleep Singh ist Chief Global Economist und Head of Global Macroeconomic Research beim Vermögensverwalter PGIM Fixed Income.
© PGIM Fixed Income

Risiken werden zunehmend in Nichtbankensysteme ausgelagert.


Unser Rahmen für die Bewertung von Konjunkturzyklen basiert auf den drei Wegen, über die sich Rezessionen manifestieren: also restriktive Geld- und/oder Fiskalpolitik, finanzielle Ungleichgewichte aufgrund von übermäßiger Verschuldung, Bewertungsdruck oder Finanzierungsinkongruenzen sowie exogene Schocks aufgrund nationaler oder internationaler Instabilität. Historisch betrachtet fielen Rezessionen, die durch Finanzkrisen ausgelöst wurden, für gewöhnlich stärker aus, und es dauerte länger, bis sie überstanden waren - etwa doppelt so lange wie bei solchen, die durch einen externen Nachfrageschock verursacht wurden.

Vieles deutet darauf hin, dass die nächste wirtschaftliche Rezession etwas schwerer ausfallen wird, als es gewöhnlich der Fall ist. Das beispiellose Tempo der unkoordinierten Straffung durch die globalen Zentralbanken macht ihre kumulativen Auswirkungen auf die Welt angesichts der Verflechtung der Märkte und Volkswirtschaften höchst unvorhersehbar. Gleichzeitig ist das Ungleichgewicht in der globalen Zahlungsbilanz so groß wie nie zuvor, was die Defizitländer besonders anfällig für Kapitalabflüsse in Zeiten volatiler Märkte macht.

Eine weitere Schwachstelle sind die zunehmenden kurzfristigen Verbindlichkeiten, die aus dem Bankensystem in Nichtbanken wie Geldmarktfonds und nicht versicherte Einlagen abgewandert sind. Nimmt man schließlich noch die Einflüsse eines begrenzten fiskalischen Impulses, das Wachstumsrisiko in China und eine breite Palette geopolitischer Schocks hinzu, wird eine leicht überdurchschnittliche Rezession mit starken BIP-Rückgängen wahrscheinlich. Zwar ist es noch nicht zu einer Gewinnrezession gekommen, aber auf sieben von zehn früheren Inversionsphasen der Kurve folgte ein Rückgang der realen Gewinne um mindestens 5 Prozent. Die Auswirkungen auf die Kreditspreads sind eindeutig, da diese in allen früheren Episoden ihren Höchststand erst erreichten, nachdem die Kurveninversion und die Gewinnrückgänge extrem geworden waren.

Derzeit hält das Wachstum trotz des stark gesunkenen Verbrauchervertrauens, des bevorstehenden fiskalischen Gegenwinds und des schrumpfenden Vermögens der privaten Haushalte aufgrund sinkender Vermögenspreise noch auf einem moderaten Niveau an. Inzwischen gibt es erste ermutigende Anzeichen dafür, dass sich die Inflation endlich beruhigt. Eine anhaltende Phase rückläufiger Inflation und ein zwar abgekühltes, aber immer noch robustes Wachstum könnten den Crash aufhalten.

Die Volatilität der Zinssätze hat abgenommen, da der Markt zu erwarten scheint, dass die US-Notenbank Fed in Sachen Zinserhöhungen den Fuß vom Gas nimmt. Wenn mehr Klarheit über das Tempo der Zinserhöhungen auf dem Markt herrscht, könnte sich auch der Anleihemarkt wieder normalisieren, und es könnte wieder mehr fremdfinanziertes Kapital eingesetzt werden, das von volatilen Kennzahlen wie dem Value at Risk abhängt. Tatsächlich gibt es erste Anzeichen dafür, da vier- und sechsjährige Anleihen ohne Laufzeitbegrenzung in jüngster Zeit gut gehandelt wurden, selbst wenn zu erwarten ist, dass die Anleger höhere Liquiditätsprämien verlangen.