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Wir brauchen energieeffiziente Gebäude

Von J. Robert Pfarrwaller

Gastkommentare
Robert Pfarrwaller ist Vorsitzender der Geschäftsführung von Rexel Austria. Das Unternehmen ist mit den Marken Regro und Schäcke sowie der Tochterfirma Comtech IT-Solutions führend im heimischen Elektrogroßhandel tätig.

Die Endverbraucher in Österreich sind nicht ausreichend informiert.


Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat für turbulente Zeiten am globalen Energiemarkt gesorgt, mit explodierenden Preise und Angst vor einer potenziellen Energieknappheit. Privatpersonen wie Unternehmen stehen nun vor einer großen Herausforderung. Während die Politik mit Einzelmaßnahmen lediglich an der Oberfläche kratzt, fragen sich Fachverbände und Unternehmer, welche konkreten Lösungsansätze es braucht, um zeitnahe und ganzheitlich gegensteuern zu können.

Wir müssen umdenken. Nicht nur, um gegen die hohen Energiekosten anzukämpfen, sondern auch, um das Klima zu retten. Dafür muss Strom, der jetzt noch aus fossilen Energiequellen gewonnen wird, aus erneuerbaren kommen. Genauso wichtig ist die Senkung des Verbrauchs. Hier liegt vor allem im Gebäudesektor in Hinblick auf Energiemanagement enormes Potenzial. Zuallererst müssen wir feststellen, wo genau der Energieverbrauch stattfindet, um diesen durch den Einsatz von energieeffizienten Technologien und Digitalisierung minimieren zu können. Dadurch - Stichwort Smart Building - kann laut einer Studie des Austrian Institute of Technology eine 20-prozentige CO2-Reduktion erreicht werden.

Die Umsetzung sieht mitunter eine stärkere Automatisierung in Gebäuden vor - insbesondere in Bereichen, die viel Energie verbrauchen, wie Beleuchtung, Kühlung und Heizung. Beim letzten Punkt ist das Einsparungspotenzial am höchsten, nämlich bis zu 85.000 Tonnen CO2 bei einer effizienten Reglung im Zusammenspiel mit einer ganzheitlichen Gebäudeautomation angesichts einer Sanierungsrate von 5 Prozent.

Die Wende hin zu nachhaltigen Energielösungen ist in Österreich leider immer noch nicht attraktiv genug, da weder private noch gewerbliche Endverbraucher ausreichend informiert sind. Im Jahr 2020 hat der Gebäudesektor in Österreich 8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent verursacht. Mehr als drei Viertel der Bestandsgebäude wurden vor 1990 gebaut und gelten laut Statistik Austria zu 60 Prozent aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig. Daher ist eine bewusstseinsbildende Offensive notwendig, gekoppelt mit einem monetären Anreizsystem.

Eine Möglichkeit wäre die Einführung von Abschreibungsmodellen: steuerliche Entlastung für all jene, die bei getätigten Investitionen Energie- und CO2-Einsparungen nachweisen können. Diese Steuerentlastung wäre technologieneutral zu betrachten. Dem Nutzer bliebe die Wahl aus einer Bandbreite an Möglichkeiten, er könnte die aus seiner Sicht geeignetsten Effizienzmaßnahmen tätigen. Die Höhe der Steuerabschreibung würde sich dabei an den tatsächlichen CO2-Einsparungen orientieren. Die Analysen und Nachweise könnten Marktteilnehmer erstellen, die bereits heute zur Ausstellung von Energieausweisen für Gebäude berechtigt sind.

Ohne diese Aktivitäten wird es schwierig, eine substanzielle Erhöhung der Renovierungsraten zu erreichen. In jedem Fall muss ein Umdenken stattfinden, um endlich konkrete Maßnahmen zu setzen. Zu lange hat sich Österreich auf seinem guten Ruf als Vorzeigeland in puncto Nachhaltigkeit ausgeruht - es ist an der Zeit zu handeln.

Auf Unternehmensseite kann die Analyse des eigenen Energieverbrauchs mittels Energiemonitoring enormes Einsparpotenzial aufzeigen. Seit 2015 sind Großunternehmen in Österreich verpflichtet, sich alle vier Jahre einem Energieaudit zu unterziehen. Alternativ oder zusätzlich dazu kann ein zertifiziertes Energiemanagementsystem implementiert werden. Ein Beispiel dafür ist das Rexel- Logistikzentrum in Weißkirchen. Hier konnte eine Stromeinsparung von 15 Prozent erreicht werden, was einer jährlichen CO2-Reduktion von 60 Tonnen entspricht. Mithilfe von Energiemonitoring wurden gezielt Lastspitzen ausfindig gemacht und entsprechend optimiert.