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"Herzlich willkommen, liebe ausländische Arbeitskräfte!"

Von Michael Bernhard

Gastkommentare
Michael Bernhard ist Bundessprecher von Unos - Unternehmerisches Österreich, der Fraktion für Interessen liberal denkender Unternehmerinnen und Unternehmer in der Wirtschaftskammer.
© Nicole Heiling

Fremdenfeindlichkeit schreckt qualifizierte Fachkräfte ab. Österreich vergibt seine Chancen und gefährdet seinen Wohlstand.


"Herzlich willkommen, liebe ausländische Arbeitskräfte! Wir empfangen euch mit offenen Armen. Schön, dass ihr euch für Österreich entschieden habt." So oder so ähnlich sollte eigentlich die Kommunikation laufen. Doch die aktuelle Außenwirkung dieses Landes ist eine andere: Österreich gilt nicht nur als grantig und verschlossen, sondern leider auch als fremdenfeindlich.

Internationale Fachkräfte, die hier arbeiten, haben es oft schwer, akzeptiert zu werden und Freunde zu finden. Das belegt zum Beispiel die "Expat Insider"-Studie, bei der Österreich als zweitunfreundlichstes Land weltweit genannt wird. Die von manchen politischen Akteuren geschürte Fremdenfeindlichkeit fällt uns nun auf den Kopf. Oder würden Sie gerne in einem Land leben und arbeiten, in dem ihren Kindern von Politikern erklärt wird, dass es ihnen lieber wäre, sie und ihre Familien wären gar nicht hier?

Offenbar fehlt es - abgesehen von der moralischen Verwerflichkeit derartiger Aussagen - völlig am Bewusstsein in Bezug auf die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen. Wir müssen dringend an unserem Image arbeiten, denn als Urlaubsland schneiden wir gut ab, aber als Land zum Leben und Arbeiten nicht. Was das politische Klima betrifft, brauchen wir eine 180-Grad-Wende.

Rot-Weiß-Rot-Karte bleibt trotz mehrerer Reformen ein Flop

Bereits in den 2000er Jahren haben Wirtschafts- und Sozialforscher prognostiziert, dass die demografische Entwicklung ohne entsprechende Zuwanderung für einen veritablen Arbeitskräftemangel sorgen wird. Anstatt ein attraktives Umfeld für qualifizierte Zuwanderung zu schaffen, haben bisherige Regierungen seither die bürokratischen Grenzzäune weiter hochgezogen und gepflegt. Mit dem Ergebnis, dass Unternehmen verzweifeln, wenn sie internationale Fachkräfte ins Land holen wollen.

Die Rot-Weiß-Rot-Karte, mit der eigentlich qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten erleichtert werden sollte, bleibt trotz mehrerer Reformen ein Flop. Und jetzt schafft es die Bundesregierung nicht einmal, das Arbeitskräftepotenzial von Geflüchteten zu nutzen. Die aktuelle Initiative des Wirtschaftsministers kommt da reichlich spät.

Wir müssen endlich die bürokratischen Grenzzäune für ausländische Arbeitskräfte abreißen und in anderen Ländern aktiv um die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werben. Jedes Außenwirtschaftscenter der Wirtschaftskammer Organisation (WKO) sollte wie eine Botschaft für jene funktionieren, die in Österreich arbeiten wollen. Und jeder Mensch, der sich legal in Österreich aufhält, sollte sich seinen Lebensunterhalt hier verdienen können.

Dafür brauchen wir ein zeitgemäßes "Gästerecht", das zwischen Arbeitsmigration und Asylwerbern unterscheidet, eine Beschleunigung und Vereinfachung von Verfahren auf allen Ebenen, eine Offensive zur Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland, die Anerkennung von Qualifikationen und Abschlüssen aus Drittstaaten, einen Ausbau des Kinderbetreuungsangebots sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten.

Wir brauchen keine halbe österreichische Lösung

Die Zeit dazu drängt. Die Gastronomie muss bereits die Öffnungszeiten einschränken, die Hotellerie hat Schwierigkeiten, den Betrieb aufrechtzuerhalten, und bei der Industrie müssen Aufträge in andere Länder weitergegeben werden. Von der Pflege, dem Gesundheitssystem und anderen öffentlichen Dienstleistungen ganz zu schweigen.

Wir brauchen also nicht eine oder zwei dieser Maßnahmen und auch nicht in einem Pilotprojekt in irgendeinem Bundesland, sondern wir brauchen sie alle, und zwar entschlossen und sofort. Keine halbe österreichische Lösung. Es ist höchste Zeit für einen echten Kulturwandel. Wir müssen es laut und deutlich sagen: "Ja, wir sind ein Einwanderungsland. Und ja, wir sind stolz darauf." Wir wollen den Wohlstand in unserer Gesellschaft mit all jenen gemeinsam ausbauen, die einen Beitrag dazu leisten können und wollen. Und womit beginnt all das? Genau, mit einem: "Herzlich willkommen, liebe ausländische Arbeitskräfte!"