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Multikrisen meistern

Von Rudolf Krickl

Gastkommentare

Die Zahlen zeigen: Transformation ist nicht verhandelbar.


Wie wirken sich Inflation, steigende Energie- und Rohstoffpreise, unterbrochene Lieferketten und der weiterhin anhaltende Personalmangel auf Unternehmen aus? Im Herbst 2022 befragte PwC weltweit 4.400 CEOs zur globalen Wirtschaftslage. Das aktuelle Stimmungsbild: Düster. Die gute Nachricht: Nun haben wirklich alle Unternehmer erkannt, dass im Wandel auch große Chancen stecken.

40 Prozent der weltweiten und knapp 20 Prozent der österreichischen CEOs glauben, dass ihre Unternehmen in den nächsten zehn Jahren nicht mehr wirtschaftlich lebensfähig sein werden, wenn sie ihren derzeitigen Kurs beibehalten. Die Zahlen zeigen: Transformation ist nicht verhandelbar. Gleichzeitig agieren Unternehmen in einem äußerst schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Fast 75 Prozent der CEOs glauben, dass die Weltwirtschaft im kommenden Jahr weniger stark wachsen wird. Immerhin: Seit Anfang des Jahres zeigen sich gewisse ökonomische Hoffnungsschimmer in Form abflachender Inflation und stabiler(er) Leitzinsen. Das Glas scheint mittlerweile nicht mehr halb leer, sondern wieder zu zwei Dritteln voll.

Die Strategien, mit denen ein Unternehmen in den vergangenen fünfzig Jahren erfolgreich war, werden nicht für die nächsten zehn Jahre reichen. Jetzt ist der Zeitpunkt, Routinen zu hinterfragen, Ideen zu generieren und in Bewegung zu kommen - falls man zu denjenigen zählt, die sich noch in Warteposition befinden. Themen wie digitale Transformation oder Cybersecurity stehen nicht erst seit gestern auf der Agenda. Durch neue, einander gegenseitig überlagernde Multikrisen - Stichworte: Lieferketten, Energie, Inflation - nimmt die Veränderungsgeschwindigkeit allerdings erneut stark zu. Ein noch rascheres, entschiedeneres Handeln ist vom Management gefordert. Potenzial bieten Zukunftsfelder wie die Automatisierung oder ESG (Kriterien aus den Bereich Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung) - der Megatrend der Dekade. Sie bieten Chancen für heimische Unternehmen, sich als Marktführer in Position zu bringen.

Auch in Zukunft wird es darauf ankommen, ob sich die richtigen Top-Talente für ein Unternehmen entscheiden. Die "große Resignation" - aus Studien wissen wir, dass weltweit ein Fünftel der Angestellten eine Kündigung in Erwägung zieht - konfrontiert uns mit einer neuen Realität in der Arbeitswelt. Wenn, wie viele Unternehmenslenker erwarten, der Wettbewerb um Talente schwierig bleibt, muss es spätestens jetzt zur Priorität werden, den bestehenden und potenziellen Arbeitskräften das richtige Umfeld zu bieten. Eine sinnstiftende Arbeit, die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit und Stärken in seiner Tätigkeit entfalten zu können, Flexibilität sowie eine faire Bezahlung sind wesentliche Faktoren in der Frage, ob man bleibt oder geht. Künftig ist ein viel stärkerer Fokus auf dieses Thema gefragt, um die Erwartungen der nächsten Generation an Talenten zu erfüllen.

Für Unternehmenslenker wird also vorausschauende, aber flexible Planung immer wichtiger, vor allem wenn Krisen einander gegenseitig überlagern. Zentral ist, dass wir Vertrauen in die Veränderung und in gemeinsame Lösungen fassen. So schaffen wir nachhaltiges und vor allem krisenfestes Wachstum.