Zum Hauptinhalt springen

"Tricky Business"

Von Marco Büscher

Gastkommentare
Marco Büscher ist Diplom-Betriebswirt, Unternehmensberater für Strategie und Kommunikation sowie Kapitalmarkt-Experte.
© privat

Schafft die Notübernahme der Credit Suisse Vertrauen?


"Die Schweiz hat sich jetzt zwar einer Zombie-Bank entledigt, wacht am Montag jedoch mit einer Monster-Bank UBS auf", schrieb die "Neue Zürcher Zeitung" angesichts der Übernahme der nach anhaltenden Negativschlagzeilen, erodiertem Vertrauen und massiven Kapitalabflüssen offenbar vor der Zahlungsunfähigkeit stehenden Credit Suisse durch die UBS. Um einen Flächenbrand zu verhindern, wurde die Credit Suisse gelöscht. Das Löschwasser hat freilich seinen Preis.

Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat der Credit Suisse seit 15. März bis zum vergangenen Wochenende erweiterte Liquidität von bis zu 50 Milliarden Schweizer Franken bereitgestellt und ihr damit Zeit verschafft, einen Konkurs abzuwenden. Im Rahmen der nun eiligst geschnürten Notrettung der Credit Suisse, welche die UBS einen Kaufpreis von rund 3 Milliarden Franken zahlbar in eigenen Aktien, kosten soll, hat die SNB für beide Banken Liquiditätshilfen von bis zu 200 Milliarden Franken angekündigt. Die Werthaltigkeit der Besicherung hierfür erscheint fragwürdig. Unter Anwendung von Schweizer Notrecht steuerte der Staat dem Deal eine Garantie des Bundes in Höhe von 9 Milliarden Franken für allfällige Risiken bei, welche die UBS mit der Übernahme der Credit Suisse erwirbt.

Zur Erinnerung: Im Oktober 2008 musste die Schweizer Regierung mit der SNB bereits die UBS retten. Der Grund für die damals brennende USB war deren Fehlstrategie als exponierteste ausländische Bank am US-Markt für Finanzderivate, zum Beispiel auch Credit-Default-Swaps. Bankenpleiten, massive Turbulenzen am Kapitalmarkt, Billionen Euro schwere Notmaßnahmen für das weltweite Finanzsystem markierten die vergangene Finanzkrise.

Notwendige Regulierungen blieben aus. Billionenschwer ist weiterhin das Marktvolumen derivativer Finanzvehikel. Evident wird diese Gefahr dadurch, dass die Credit Suisse auch aufgrund ihres Derivate- und Swap-Portfolios, von der UBS als "Tricky Business" tituliert, notleidend wurde. Selbstredend hat die UBS keine so tiefgehende "Due Diligence" vornehmen können, die bei Transaktionen wie dieser regelmäßig der Fall wäre. Für das, was die Credit Suisse durch ihr Derivate-Exposure (und somit auch ihre globalen Handelskontrahenten) in den Büchern hat, fungiert die UBS zunächst als Auffangbecken zur Verhinderung eines unkontrollierten Super-GAUs.

Könnte trotz allem noch die übernehmende UBS angesteckt werden? Brandgefährlich würde es, falls die Notrettung der Credit Suisse als Warnsignal dafür, was auch an anderen Stellen lodern könnte, dazu führt, dass global das Vertrauen der Banken untereinander auf einen ernsteren Prüfstein als bisher gestellt wird. Derartige Prüfungen könnten Risiken in Banken offenlegen und etwa eine Liquiditätsklemme oder einen Bankrun der Banken untereinander in Gang setzen. Die am Sonntagabend angekündigte konzertierte Liquiditätsaktion der gewichtigsten Zentralbanken weltweit zeigt nicht nur, dass diese mit Löschwasser bereitstehen; es zeigt auch, dass weitere Brände und eine Ausweitung der Krise im Banken- und Finanzsystem erwartbar sind. Es bleibt "Tricky Business".