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Zeit für eine Entlastung der Sparerinnen und Sparer

Von Beate Meinl-Reisinger

Gastkommentare
Beate Meinl-Reisinger ist Klubobfrau der Neos.

Eine Abschaffung der Kapitalertragssteuer ließe den Menschen mehr Geld am Konto, ohne die Inflation weiter anzuheizen.


Die Teuerung macht uns jeden Tag ärmer. Das spüren wir nicht nur an der Supermarktkassa. Auch unser Erspartes wird immer weniger wert. Unter diesem Wohlstandsverlust leidet vor allem die Mitte der Gesellschaft. Immer mehr Menschen verlieren den Glauben, dass sie sich aus eigener Kraft etwas aufbauen können. Das liegt vor allem an der enorm hohen Besteuerung von Arbeit. Mit 47 Prozent Steuern und Abgaben auf Löhne und Gehälter liegt Österreich an der OECD-Spitze. Den Menschen bleibt zu wenig Netto vom Brutto. Die Arbeitgeber müssen für Lohnnebenkosten tief in die Tasche greifen, ohne dass den Beschäftigten mehr in der Börse bleibt. Eigentum ist für immer weniger Menschen leistbar. Laut einer Deloitte-Studie kostet eine 70-Quadratmeter-Wohnung in Wien rund zehn durchschnittliche Bruttojahresgehälter. Die Immobilienpreise sind gestiegen, die Nettoeinkommen allerdings nicht im selben Ausmaß. So bricht die Mitte langfristig weg. Ohne echte Entlastung und eine Chance auf Vermögensaufbau kann vom österreichischen Aufstiegsversprechen keine Rede mehr sein.

Die lange Periode der niedrigen Zinsen und die enorm hohe Inflation in Österreich sind zudem Gift für die Sparguthaben. In den vergangenen Jahren wurden Milliarden an Sparvermögen vernichtet. Mit nicht einmal 2,5 Prozent Zinsen bei Sparkonten und 3 Prozent bei Bausparverträgen sind die Menschen nicht geschützt vor hohen Inflationsverlusten. Und dann nimmt auch noch der Finanzminister bei Sparbüchern satte 25 Prozent der mageren Spargewinne weg, bei Kursgewinnen auf Wertpapiere sogar 27,5 Prozent.

Auf mehr als 18 Millionen Sparkonten und Sparbüchern in Österreich liegen durchschnittlich 10.000 Euro. Schaffen wir die KESt bis zu einem Zinsertrag von 1.000 Euro ab, entlasten wir auf einen Schlag Millionen Sparerinnen und Sparer. Bis zu 250 Euro an Steuern würden jährlich pro Kopf wegfallen. Das reicht aber noch lange nicht aus, um die Menschen vor der Inflation zu schützen. Das Sparbuch ist keine geeignete Anlageform, wenn es darum geht, für die eigene Zukunft vorzusorgen. Rund 1,9 Millionen Österreicherinnen und Österreicher investieren deswegen in Wertpapiere. Das ist in etwa ein Viertel aller Erwachsenen. Rund 14 Prozent haben außerdem schon in Kryptowährungen investiert. Der Neos-Vorschlag: Ab einer Behaltedauer von einem Jahr soll die KESt von 27,5 Prozent auf Kursgewinne wegfallen. Kurzfristige Spekulationsgewinne bleiben so weiter besteuert. Entlastet werden jene, die vorsorgen wollen.

Die KESt-Abschaffung hätte einen weiteren Vorteil: Der Sparanreiz lässt den Menschen mehr Geld am Konto, ohne den Konsum und damit die Teuerung anzuheizen - im Gegensatz zur Gießkannenpolitik der Regierung. Nicht ohne Grund liegt Österreich bei der Inflation immer noch deutlich über dem Schnitt der Eurozone, und die Schere zu anderen EU-Staaten geht weiter auseinander. Tut die Regierung nicht bald aktiv etwas, um die Inflation zu dämpfen, steht es schlecht um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und damit den Wohlstand der Menschen in unserem Land.

Jeden Dienstag lesen Sie an dieser Stelle den Kommentar eines Vertreters einer Parlamentspartei.