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Lasst uns den Rassismus bekämpfen

Von Navi Pillay

Gastkommentare

Vor zehn Jahren wurden eine Erklärung und ein Aktionsprogramm ins Leben gerufen, um Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung zu bekämpfen. Es gibt aber noch immer viel zu tun.


Vergangenen Juni in Jackson, Mississippi, nimmt eine Gruppe weißer Jugendlicher einen dunkelhäutigen 49-Jährigen ins Visier. Er wird zusammengeschlagen und danach mit einem Pick-Up-Truck überfahren. Der Grund für den Mord? Die Jugendlichen wollten laut Staatsanwalt "eine dunkelhäutige Person finden und verletzen".

Für manche ist dieser Vorfall eine tragische Mahnung, dass in der Stadt, in der 1962 ein Attentat auf das Idol der Bürgerrechtsbewegung, Medgar Evers, verübt wurde, Rassismus nur schwer stirbt. Und doch ist dieser Fall nur eines von vielen Beispielen rassistischer Gewalt, die jeden Tag in allen Teilen der Welt passiert. Trotz aller Bemühungen besteht der Rassismus fort. Keine Gesellschaft ist dagegen gefeit, ob groß oder klein, reich oder arm.

Heute, am 22. September, können führende Persönlichkeiten im Weltgeschehen den Kampf gegen den Rassismus wachrütteln: Sie begehen den 10. Jahrestag der Erklärung und des Aktionsprogramms gegen Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende Intoleranz (DDPA). Die DDPA wurde 2001 bei der Weltkonferenz gegen Rassismus einstimmig angenommen. Die Mitgliedsstaaten stimmen zu, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung zu bekämpfen.

In vielen Ländern haben der von der DDPA vorgegebene Rahmen und die Prozesse dazu beigetragen, die Bedingungen für viele Gruppen zu verbessern. Aber die Umsetzung ist noch unregelmäßig und nicht zufriedenstellend. Wir sehen Intoleranz in neuen Erscheinungsformen, wie etwa Menschenhandel, dessen Opfer meist Frauen und Kinder mit niedrigem sozioökonomischen Status sind. Flüchtlinge, Asylsuchende, Gast- und Schwarzarbeiter werden stigmatisiert, wenn nicht kriminalisiert. Fremdenfeindlichkeit nimmt zu. Im schlimmsten Fall hat das Manipulieren der Wahrnehmung von Vielfalt langwierige bewaffnete Konflikte angeheizt, wie auch das plötzliche Aufflackern gewaltsamer Rassenkonflikte.

Als ehemalige Richterin und Präsidentin des Internationalen Strafgerichtshofs der UNO für Ruanda erfuhr ich aus erster Hand, wie Hass Gemeinschaften vernichten kann. Aber mir kamen auch großartige und tapfere Handlungen unter. Ein Vorfall ist tief in meinem Gedächtnis verankert: In Nordwestruanda hatten bewaffnete Hutu eine Schule angegriffen und die Schüler auffordert, sich nach der Volkszugehörigkeit - Hutu oder Tutsi - aufzuteilen. Die Schüler weigerten sich, um nicht Mitschüler zu verraten. 17 Mädchen wurden umgebracht als Folge ihres couragierten Auftretens.

Wie können wir uns dieser Kinder würdig erweisen? Wir müssen alle zusammenarbeiten, um eine Kultur des Respekts für Gleichheit und Gerechtigkeit zu schaffen.

Dieses Anliegen stand an erster Stelle, als ich vergangenen Februar im Rahmen meiner Israel-Reise Yad Vashem besuchte. Es war eine deutliche Mahnung, dass Rassenhass, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord nie toleriert werden dürfen und der Holocaust nie vergessen werden kann. Die DDPA enthält solch einen Appell.

Navi Pillay ist UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte.

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