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Wir setzen auf den Zivildienst

Von Willi Sauer

Gastkommentare
Willi Saurer ist Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich.

Die drohende Abschaffung des Zivildienstes betrifft nicht nur das Rote Kreuz, sie trifft unsere ganze Gesellschaft.


Gespannt warten nun alle auf den Sonntag. Denn dann soll in einer Volksbefragung nicht nur über die Zukunft unseres Bundesheeres entschieden werden, sondern auch über eine sehr wichtige gesundheitspolitische Frage: die Abschaffung oder die Beibehaltung des Zivildienstes. Dass diese beiden Fragen so eng miteinander verknüpft sind, ist aufgrund der derzeit geltenden gesetzlichen Lage nicht anders möglich. Daher werden auch wir vom Roten Kreuz Niederösterreich unzählige Male gefragt, wie wir die vorliegenden Fakten einschätzen und wo wir stehen.

Man muss es ganz klar sagen: Das Rote Kreuz Niederösterreich ist keiner Partei verpflichtet, hat aber trotzdem eine klare Meinung - auch in dieser Frage. Denn die drohende Abschaffung der Wehrpflicht und damit verbunden des Zivildienstes betrifft nicht nur das Rote Kreuz, sie trifft unsere ganze Gesellschaft. Jedes Jahr stehen rund 1000 Zivildiener - das sind 2000 helfende Hände - allein beim Roten Kreuz Niederösterreich im Einsatz. Diese jungen Menschen vollbringen Großartiges. Sie werden - oft zum ersten Mal - auch mit den Schattenseiten des Lebens vertraut gemacht: mit Alten und Kranken, mit pflegebedürftigen und bettlägrigen Menschen, mit Armut. Sie lernen, dass die schönen Dinge des Lebens nicht nur einen Anfang haben. "Mensch sein heißt verantwortlich sein, (. . .) das Gefühl haben, dass der Stein, den man setzt, mitwirkt am Bau der Welt", brachte es bereits Antoine de Saint-Exupéry auf den Punkt.

Unsere Zivildiener werden hervorragend ausgebildet und behutsam in den Dienst eingeführt. In Niederösterreich finden drei von vier Zivildienern so viel Erfüllung in ihrem Tun, dass sie nach Beendigung ihrer Zivildienstzeit beim Roten Kreuz als ehrenamtliche und freiwillige Mitarbeiter unentgeltlich weiter helfen, die Not der Menschen zu lindern. Mehr noch: Jeder dritte Zivildiener gewinnt aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis weitere freiwillige Helfer. Insgesamt erleben übrigens 95 Prozent der jungen Männer ihren Zivildienst als sehr positiv, wie eine österreichweite Befragung gezeigt hat.

Und auch jene Zivildiener, die nicht beim Roten Kreuz bleiben, sind aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrungen wertvolle Helfer bei Notfällen - in ihrer Freizeit, im Beruf und in ihrer Familie. Als Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich möchte ich einfach nicht, dass diese ungemein wichtige, wertvolle und bereichernde Arbeit einfach gestrichen wird.

Bei der Frage, ob der Zivildienst abgeschafft wird oder nicht, geht es nicht um das Rote Kreuz. Es geht um jene Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind: Kranke, Verletzte, Pflegebedürftige oder Menschen mit Behinderung. Unser Gesundheits- und Sozialsystem funktioniert derzeit mit der Hilfe von Zivildienern. Sie leisten sehr wertvolle Dienste - auch beim Roten Kreuz. Dieses System ist erprobt und bewährt. Als humanitäre Organisation ist es uns wichtig, dass all jene Leistungen, die Zivildiener heute für unsere Gesellschaft erbringen, auf einem für alle Österreicherinnen und Österreicher leistbaren Niveau auch in Zukunft gewährleistet sind.