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Schluss mit sexualisierter Gewalt in Konflikten

Von Yawo Douvon

Gastkommentare
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Yawo Douvon ist Care-Länderdirektor in der Demokratischen Republik Kongo.

Die perfide Entwürdigung von Frauen und auch Männern muss endlich ein Ende haben - hier ist die ganze internationale Staatengemeinschaft gefordert.


Vorige Woche unterzeichneten die G8-Außenminister in London ein Abkommen zur Bekämpfung sexualisierter Gewalt in Konflikten. Mit dem britischen Außenminister William Hague besuchte ich jüngst ein Flüchtlingslager im Osten des Kongo. Zusammen mit Schauspielerin Angelina Jolie trafen wir Überlebende sexualisierter Gewalt. Ich gebe ehrlich zu: Ich sah in den vergangenen Jahren viele prominente Besucher im Kongo kommen und gehen. Sexualisierte Gewalt ist hier allgegenwärtig, und es scheint oft, als gäbe es keinen Ausweg. Viele standen dem Besuch des britischen Außenministers und der Hollywood-Schönheit also skeptisch gegenüber. Was kann man bei einem solchen kurzen Besuch wirklich erfahren und lernen? Als ich die beiden durch das Lager führte, merkte ich, dass der Kampf gegen dieses Verbrechen für Hague und Jolie wirklich ein persönliches, dringliches Anliegen ist, nicht nur vor der Kamera.

Sie trafen Frauen, die ihnen von unsagbar schmerzvollen und entwürdigenden Erfahrungen erzählten. Sie konnten sehen, wie Überlebende sexualisierter Gewalt mit Unterkünften, Wasser, Nahrung und Medizin versorgt wurden. Jolie zeigte sich besonders beeindruckt, welchen Lebensmut Frauen durch kleine Geldbeträge von Care schöpfen, mit denen sie einen Gemüsestand errichten oder Seife herstellen können. Weltweit - aber nirgends so sehr wie im Kongo - leiden hunderttausende Frauen und Männer unter sexualisierter Gewalt in Konflikten. Hague kämpft für ein internationales Abkommen zur Strafverfolgung sexualisierter Gewalt. Er hat ein Expertenteam beauftragt, Beweise zu sammeln und Fälle zu verfolgen. Das ist ein erster wichtiger Schritt auf einer langen, mühsamen Reise.

Denn es wäre falsch, sich nur auf die Täter zu konzentrieren. Die Opfer sexualisierter Gewalt brauchen medizinische, psychologische und finanzielle Hilfe. Die Überlebenden müssen angehört werden und ihre Rechte und Möglichkeiten kennen. Das braucht Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Mein Team ist jeden Tag mit zerstörten Leben, Hoffnungslosigkeit und Leid konfrontiert. Es identifiziert Fälle von sexualisierter Gewalt, findet heraus, was die Überlebenden am dringendsten benötigen, und begleitet sie bei den ersten Schritten zurück ins Leben. Genau diese Hilfe, die unmittelbare Unterstützung der betroffenen Frauen, ist aber chronisch unterfinanziert. Ich hoffe, dass die G8 die von ihnen verabschiedete Resolution auch umsetzen. Jede Frau und jeder Mann, die lebensnotwendige Unterstützung benötigen, sollten diese auch bekommen. Bisher fehlten dazu der politische Wille und die finanziellen Mittel. Aber es macht mir Mut, dass ein international mächtiger Politiker - und dann auch noch ein Mann! - sich für dieses oft tabuisierte, vergessene Thema einsetzt. In den Dörfern, in denen Care im Kongo arbeitet, sehe ich große Fortschritte, wenn nicht nur Frauen, sondern auch Männer soziale Normen und Rollenbilder in Frage stellen und sich gegen sexualisierte Gewalt einsetzen. Das ist international nicht anders. Wir Brüder, Väter, Ehemänner müssen Seite an Seite mit den Frauen dafür kämpfen.