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Staatliche Stabilität braucht sichere Identität

Von Lukas Praml

Gastkommentare
Lukas Praml ist CEO und Chief Innovation Officer der Österreichischen Staatsdruckeei GmbH.

Unklare oder schwach ausgeprägte Identitätsverhältnisse können enormen Schaden anrichten. Das gilt auch für die digitale Welt.


Woran scheitern Staaten? Was macht ein staatliches Gefüge instabil? Ein lange unterschätzter Faktor sind unklare oder schwach ausgeprägte Identitätsverhältnisse. Wo Identitäten und Eigentumsregeln prekär werden, ist Instabilität programmiert. In stabilen Staaten sind die Beziehungen zwischen Mensch, Institution und Staat von klaren, sicheren Identitätsverhältnissen geprägt. Bei Bedarf lässt sich einfach feststellen, wer wer ist und wer worauf Zugriff hat. Die sichere Identität eines Menschen macht das Individuum vor Staat und Recht unverwechselbar.

In der heutigen Zeit hat der Wettbewerb um gesicherte Identität eine neue Dimension erreicht. Nie zuvor gab es so viele und massive Versuche, Identitätsdokumente wie den Reisepass zu fälschen. Die Verbreitung falscher Identitäten würde auf soziale und staatliche Systeme destabilisierend wirken. Organisierter Identitätsdiebstahl in der Sozialversicherung würde zum Beispiel massiven Schaden am Gesundheitssystem verursachen.

Die technologischen Methoden, die Sicherheit des Reisepasses zu gewährleisten, wurden daher weiterentwickelt. Reisepässe der neuesten Generation sind Sicherheitspässe mit integrierter Chiptechnologie. Eine zunehmend genutzte Option ist der Fingerabdruck.

Trotzdem ist es geboten, schon heute an der Zukunft der sicheren Identität zu arbeiten. Zum Beispiel unterstreicht der Trend zu steigender Partizipation in allen Lebensbereichen die wachsende Bedeutung einer sicheren elektronischen Identität.

Zunehmende politische Partizipation im digitalen Zeitalter ist nur auf Basis einer sicheren elektronischen Identifikation (e-ID) möglich. Es besteht ein Zusammenhang zwischen sicheren Bürgerrechten und sicheren e-ID-Lösungen.

Dies wird umso deutlicher, als heute schon individuelle Rechte und gesellschaftliche Stabilität durch Phänomene wie die Veröffentlichung privater Daten, Cybermobbing, das unkontrollierte Absaugen von Daten oder die mangelnde Transparenz hinsichtlich deren Generierung und Verwertung auf den Prüfstand gestellt werden.

Dagegen helfen nur drei Strategien:

Prävention: Es muss selbstverständlich sein, die eigene IT-Ausrüstung bestmöglich zu schützen. Wo man im Internet die eigene Identität preisgibt, ist eine individuelle Entscheidung, die sorgsam zu treffen ist.

Transparenz: Staat und Unternehmen müssen transparent machen, wie sie Daten generieren und was sie damit tun.

Sichere Identität: Der amtliche Nachweis der eigenen Identität muss höchsten Sicherheitsstandards entsprechen. Österreichs Reisepässe erfüllen die Sicherheitsstandards der Europäischen Union und der UNO-Unterorganisation ICAO (International Civil Aviation Organization). Österreich steht beim Thema sichere Identität im internationalen Vergleich sehr gut da. Das soll auch in Zukunft so sein.

Sichere Identität ist in der heutigen digitalen Gesellschaft ein Schlüsselthema: Sie ist die Grundlage für persönliche Freiheit und Sicherheit, für die Nutzung der Vorteile von IT-Anwendungen sowie für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg. Sichere Identität ist der Schlüssel zu staatlicher Stabilität.