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Rezession - Japans Realwirtschaft trotzt "Abenomics"

Von Marco Büscher

Gastkommentare
Marco Büscher ist Unternehmensberater mit Fokus Japan, China, Kommunikation und Kapitalmärkte.

Ein Spiegelbild des Abbrennens von Notenbank-Geld im politischen Strohfeuer.


"Abenomics - nachhaltige Effekte oder Strohfeuer?", lautete die Fragestellung zum Amtsantritt des japanischen Premierministers Shinzo Abe vor etwa zwei Jahren, als dieser das Versprechen abgab, das Land durch die nach ihm benannte Wirtschaftspolitik wieder in Schwung zu bringen.

Die zwischenzeitliche Antwort: Japan ist zurück - zurück in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der nach den USA und China drittgrößten Volkswirtschaft der Welt sank zuletzt zwei Quartale in Folge. Der japanische Yen fiel zum US-Dollar auf ein Sieben-Jahres-Tief. Die Verschuldung Japans stieg auf ein Rekordhoch von rund 250 Prozent des BIP. Der private Verbrauch, der in Japan rund 60 Prozent zum BIP beiträgt, erholte sich nicht. Es fehlt an Vertrauen und positiven Zukunftsaussichten.

Gegenüber seinen Amtsvorgängern der vergangenen 20 Jahre hat Abe mit seiner extrem lockeren Geldpolitik sowie schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen wenig Neues gemacht. Zwar flutete er den Markt regelrecht mit künstlichem Zentralbankgeld und inszenierte Japan nationalistischer. Dieses Bild kann indes nicht von seinem bequemen Weg des Schuldenmachens bei gleichzeitigem Ausbleiben längst überfälliger Strukturreformen, Deregulierungen und Wettbewerbsliberalisierungen ablenken.

Steigende Sozialausgaben kennzeichnen ungelöste Probleme gesellschaftlicher Strukturveränderungen, zum Beispiel die Überalterung bei extrem niedriger Geburtenrate. Japans Staatsschulden liegen zum größten Teil beim japanischen Volk, dessen Vertrauen in die Rückzahlungsfähigkeit des Staates schwindet. Der japanische Staatshaushalt kann sich kaum zur Hälfte aus Einnahmen finanzieren. Bereits jetzt kauft die japanische Notenbank einen Löwenanteil der ausgegebenen Staatsanleihen zur Finanzierung des Staatshaushaltes.

Der weltweite Wettlauf der Zentralbanken zeigt sich nicht nur in der Bilanzsumme der Bank of Japan, sondern auch bei der Federal Reserve in den USA, der Europäischen Zentralbank, der Bank of England oder der Schweizer Nationalbank: Seit 2007 haben sich deren Bilanzsummen vervielfacht.

Was für Werte wurden dort wie und warum erzeugt? Die primäre Aufgabe der Notenbanken ist, die Geldwertstabilität zu sichern. Der Kurs einer Währung verbrieft die Erwartungen und das relative Vertrauen des Marktes in die systemische Leistungsfähigkeit des zugrunde liegenden Wirtschaftsraumes. Japan zeichnet ein Spiegelbild des zunehmenden Drucks kurzfristig orientierter Politik auf die globalen Währungshüter. Das von den Notenbanken praktizierte Befeuern politischen und wirtschaftlichen Strohfeuers zeigt einen Wettlauf der Währungen unter den globalen Schuldenproblemen unter erheblichen Entwertungsrisiken.

In der Schweiz läuft derzeit eine Initiative mit dem Ziel, dass ihre Notenbank 20 Prozent ihrer Bilanzsumme mit Gold hinterlegen soll. Die Erfahrung über die Jahrhunderte lehrt: Edelmetalle lassen sich nicht wie Papier- oder Buchgeld vervielfältigen und brennen auch nicht wie Papier oder Stroh. Eine Aufforderung zur sofortigen Unterlegung des Zentralbankgeldes mit validen, nachhaltigen und sichtbaren Realwerten ist mit Nachdruck zu stellen.