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Alles für alle - die Erfolgsstrategie für eine bessere Welt?

Von Friedbert Ottacher

Gastkommentare
Friedbert Ottacher arbeitet seit 14 Jahren als Projektreferent in der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (EZA).

Die globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung 2016 bis 2030.


Heute, Freitag, soll bei den Vereinten Nationen in New York Geschichte geschrieben werden: An diesem Tag werden Bundespräsident Heinz Fischer und seine 192 Amtskollegen die globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung beschließen, die den Anspruch haben, die Armut in allen Dimensionen innerhalb der nächsten 15 Jahre zu beenden.

Damit dieser als historisch angekündigte Beschluss auch allen sieben Milliarden Erdenbürgern bekannt wird, wurde der britische Drehbuchautor Richard Curtis, dem wir die "Bridget Jones"-Filme verdanken, engagiert, um als Kopf einer Medienkampagne dieses Kunststück zuwege zu bringen.

Warum der Aufwand? Die globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung sollen eine neue Ära einläuten: In den vergangenen drei Jahren haben zehntausende Experten die Ziele ausverhandelt, jeder durfte seine Themen einbringen - und entsprechend umfassend ist der Zielkatalog. Er geht auch weit über das hinaus, was generell unter Entwicklungspolitik verstanden wird. Denn die 17 Themenblöcke und 169 Ziele umfassen alle großen Politikfelder - von klassischen Entwicklungsthemen wie der Bekämpfung der Armut und des Hungers über den Schutz der Ökosysteme und die Gleichstellung zwischen Mann und Frau bis zur globalen Vollbeschäftigung und nachhaltigem Konsumverhalten.

Kritiker sprechen von einem abgehobenen Bürokratenpapier und gigantischen Wunschzettel, der keine realistischen Ziele beinhalte, sondern nur unverbindliche Träumereien und Beliebigkeiten.

Die Ziele haben den Anspruch, universal zu gelten und einen positiven globalen Wandel auszulösen. Deshalb liegt der Ball bei der Umsetzung nicht mehr bei den Entwicklungsländern allein, sondern auch bei allen Schwellen- und Industrieländern. Jede Regierung ist somit gefordert, ihren Aktionsplan zur Umsetzung der Ziele im eigenen Land vorzulegen - und dessen Umsetzung zu überprüfen.

Für Österreich bedeutet das beispielsweise festzuschreiben, wie viele Menschen jedes Jahr hierzulande über die Armutsgrenze gehievt werden sollen. Oder wie die Diskriminierung von Frauen in Führungspositionen nachhaltig beendet werden kann. Oder wie wir unseren Verpflichtungen auf internationaler Ebene endlich nachkommen wollen. Bisher ist von einem nationalen Umsetzungsplan nichts zu hören.

Zu den offenen Fragen gehören die Verbindlichkeit und die Finanzierung der Ziele, besonders in den Entwicklungsländern. Hier bleibt man vage und hofft auf höheres Steueraufkommen in den Entwicklungsländern selbst sowie die Beteiligung der Privatwirtschaft.

Ob die unübersichtlichen globalen Ziele eine ähnliche Wirkmacht wie die vergleichsweise konkreten Millenniumsziele entfalten werden, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle kann das nur gelingen, wenn ihre Befürworter es bald schaffen, die "Geschichte der Entwicklung" neu und überzeugend zu erzählen. Ohne die sattsam bekannten Armuts- und Elendskampagnen - und mit neuen überzeugenden Botschaftern aus der Mitte der Gesellschaft. Man darf gespannt sein, ob die geplante Kampagne und die politische Inszenierung am 25. September einen ersten wahrnehmbaren Beitrag dazu leisten werden.