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Ein Sieg der Vernunft

Von David Ignatius

Gastkommentare
Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Mit der - lange hinausgezögerten - Zustimmung zur Reformierung des Internationalen Währungsfonds stärken die USA ihren Führungsanspruch.


Ein kleiner Sieg für den Führungsanspruch der USA und für den gesunden Menschenverstand, im Getöse nationaler Politik übersehen, ist das überparteiliche Abkommen, die volle Unterstützung der USA für den Internationalen Währungsfonds (IWF) wiederherzustellen. Der Modernisierungsplan wird das Stimmrecht wirtschaftlich aufstrebender Staaten wie China und Indien im IWF ausweiten und das europäischer Staaten ein wenig schwächen. Das verfügbare Hilfskapital wird verdoppelt. Ein erweiterter, energischerer IWF soll das System stärken, das die Weltwirtschaft seit 1945 - mehr oder weniger - solvent erhält, und auch die Führungsrolle der USA ausbauen. Aber die Reform, diskutiert schon während der Präsidentschaft von George W. Bush, hatte sich im Stacheldrahtzaun amerikanischer Politik verfangen. China hat sich auf die Unschlüssigkeit der USA gestürzt und die Asiatische Infrastruktur-Investmentbank als Alternative zu IWF und Weltbank in Gang gesetzt. Solange der Kongress die eigenen Reformpläne der USA blockierte, war Pekings Angebot schwer zu widerstehen.

Warum der IWF wichtig ist, zeigte zum Beispiel die Ukraine-Krise auf dramatische Weise. Russland versuchte, Kiew nach der Invasion der Krim unter Finanzdruck zu setzen. Die einzige tatsächliche Quelle finanzieller Unterstützung war für die Ukraine ein IWF-Kredit. US-Finanzminister Jack Lew sagt, er habe seit seiner Amtseinsetzung vor zwei Jahren mit Kongressmitgliedern hunderte Gespräche über die Finanzierung des IWF geführt. "Versprochen, gehalten", zeigte sich die IWF-Generaldirektorin Christine Lagarde diese Woche in einem Telefoninterview erleichtert. Durch die Reformen, sagte sie mir, hätten die USA dem IWF die benötigte "große Bazooka" (Raketenabwehr) gegeben, um schwachen Wirtschaften zu helfen - zu einer Zeit, in der "die wirtschaftlichen Aussichten nicht gerade rosig sind".

Jetzt, wo der IWF zu neuem Leben erwacht ist, hoffe ich, dass Lew und Lagarde ausführlich darüber nachdenken, was den Fonds ursprünglich in Schwierigkeiten gebracht hat. In den USA herrscht ein tiefes Misstrauen, ob das globale Finanzsystem dem durchschnittlichen US-Steuerzahler wirklich hilfreich ist. Es ist eine dieser Elite-Institutionen, die - wie Goldman Sachs und das Weltwirtschaftsforum - leicht Teil einer Verschwörungstheorie wird. Lagarde sagt, sie versteht, dass viele US-Bürger den Finanzinstitutionen "da draußen" misstrauen. Sie plant, den Schwerpunkt auch auf die "kleinen Boote", nicht nur die großen Jachten zu legen. Und sie zitiert Untersuchungsergebnisse des IWF, wonach die ansteigende Ungleichheit dem Wachstum tatsächlich schadet.

Der Kongress hat bei der Finanzierung des IWF die berechtigte Forderung gestellt, dass die Organisation ihre Politik der sogenannten "systemimmanenten Ausnahme" für Schuldnerstaaten, die ihre Kredite nicht zurückzahlen können, überprüfen soll. Lagarde sagte mir, dass sie damit einverstanden ist. Das ist der richtige Start in eine erneuerte Finanzpartnerschaft, die gut für die USA und die Welt ist.

Übersetzung: Hilde Weiss