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High Noon statt High Five für unseren Wirtschaftsstandort

Von Sabine M. Fischer

Gastkommentare

Smart Manufacturing benötigt Smart People. | Österreichs Unternehmen brauchen eine lösungsorientierte Bildungspolitik.


Seitdem menschlicher Erfindergeist tätig ist, wird Technik dazu eingesetzt, menschliche Arbeitsprozesse zu vereinfachen, zu beschleunigen und in der Qualität zu verbessern. Neu ist im 21. Jahrhundert, dass mittels Digitalisierung alle Lebensbereiche des Menschen optimiert werden und daraus auch vollkommen neue Business-Modelle entstehen - schauen Sie nur kurz auf Ihr Smartphone.

Jene Länder werden dabei im Wettbewerb bestehen, in deren Unternehmen kluge und gebildete Menschen innovativ und lösungsorientiert arbeiten können.

Immer geht es um smarte Lösungen, die durch die Verknüpfung und Auswertung von Daten Produkte und Dienstleistungen noch kundennäher hinsichtlich Raum, Zeit, Erwartungen und Preis anbieten können. Da von dieser Entwicklung jede Branche erfasst ist oder in den nächsten drei Jahren erfasst werden wird, muss sich eine verantwortungsvolle Politik wie jedes Unternehmen bereits heute fragen, welche Qualifikationen in Zukunft benötigt werden.

Sicher ist, dass Lesen, Schreiben und Rechnen gerade in einer Welt der sogenannten Industrie 4.0 die wesentliche Basis bilden. Insofern ist es dramatisch, wenn in Österreich ein Viertel der Pflichtschul-Absolventen Analphabeten sind.

Problematisch ist es auch, dass gerade die sogenannten Mint-Fächer in Österreich zu wenige Absolventen hervorbringen. Wie sehr Österreich dabei als Wirtschaftsstandort die Zeit davonläuft, zeigt ein kurzer Blick auf die Ausbildungsdauer, denn Fachwissen heranzubilden benötigt Zeit: Dreieinhalb Jahre dauert eine Mechatroniker-Lehre, fünf Jahre eine HTL-Ausbildung in Informatik,drei Jahre braucht man für einen Bachelor-Abschluss in Internationalem Logistik-Management, fünf Jahre für einen Master
in Maschinenbau oder Wirtschaftsinformatik. Wobei alle diese Ausbildungen nur die Grundlage schaffen - allein ständige Weiterbildung auf internationalem Niveau lässt Unternehmen im globalen Wettbewerb bestehen.

Allerdings haben im Durchschnitt nur 33 Prozent der österreichischen Beschäftigten an Kursen teilgenommen - Österreich zählt damit europaweit zum unteren Drittel. Wenn Unternehmen hier aber nicht die notwendigen Fachkräfte finden, werden sie ihren Standort zum Beispiel ins ostwärts gelegene Ausland verlagern, wo sie gebildetes und engagiertes Personal finden.

Denn Smart Manufacturing benötigt Smart People. Punkt.

Eine der wesentlichen Rahmenbedingungen dafür ist eine moderne Bildungspolitik, damit Unternehmen möglichst viele smarte Mitarbeiter haben und die Wertschöpfung im Land gehalten werden kann.

Leider ist die von der österreichischen Bundesregierung angekündigte Bildungsreform in punkto Verbesserung des Unterrichtsertrags und der Lernleistung von Schülern in keiner Weise weitergekommen.

Damit ist es für die Human Resources von Österreichs Unternehmen eher High Noon als High Five.

Sabine M. Fischer, Inhaberin von Symfony Consulting, ist Wirtschaftspädagogin und Human-Resources-Unternehmensberaterin.