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Gefährlicher Showdown mit China

Von David Ignatius

Gastkommentare
Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Die USA bewegen sich wegen Pekings Gebietsansprüchen im Südchinesischen Meer auf eine Konfrontation zu.


Die Regierung von US-Präsident Barack Obama nähert sich im Südchinesischen Meer einer möglicherweise gefährlichen Auseinandersetzung mit China. Die Konfrontation baut sich seit drei Jahren auf: China hat vor seiner südlichen Küste künstliche Inseln aufgeschüttet und Raketen sowie militärische Radarsysteme in umstrittenen Gewässern aufgestellt - trotz Warnungen der USA. In nächster Zeit könnte es zur Zuspitzung kommen, da eine Schlichtungskommission in Den Haag vermutlich entscheiden wird, dass China übermäßige Ansprüche stellt, was seine maritime Souveränität betrifft.

"Das ist nicht Pearl Harbor", sagt Kurt Campbell, früherer Staatssekretär für Asien im US-Außenministerium. Aber wenn die Beteiligten auf allen Seiten nicht vorsichtig seien, könnte es zu einer Reihe von Kalkulationsfehlern kommen, wie vor dem Ersten Weltkrieg. Was das Weiße Haus stört: Obama glaubte noch nach dem Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Washington im September, beruhigt sein zu können, China würde im Südchinesischen Meer mit Zurückhaltung agieren. "China beabsichtigt keine Militarisierung", sagte Xi damals im Rosengarten. Aber Chinas jüngste Schritte widerlegen diese Zusicherungen. Auch Warnungen hat China weitgehend ignoriert.

Das Problem der US-Regierung ist daher, wie sie - bei gleichzeitiger Vermeidung einer offenen militärischen Auseinandersetzung - die südostasiatischen Verbündeten überzeugen kann, dass sie der chinesischen Bedrohung nicht passiv gegenübersteht. Der Zwist zwischen den USA und China könnte sich ausweiten, wenn Obama und Xi am 31. März beim Atomsicherheitsgipfel in Washington zusammentreffen.

Ein Auslöser für eine Eskalation könnte auch Chinas Antwort auf die Entscheidung der Den Haager Schlichtungskommission sein. Die Philippinen beanstanden, dass China, basierend auf alten Karten und Ansprüchen, "exzessive Forderungen" auf fast das gesamte Südchinesische Meer erhebt. Die Kommission wird ihre Entscheidung voraussichtlich im April oder im Mai bekanntgeben.

Wie wird sich die Volksrepublik verhalten? Peking lehnt dieses Schiedsverfahren ab. Einige US-Regierungsbeamte nehmen daher an, China könnte auf eine ungünstige Entscheidung mit einer sogenannten Adiz, einer Air-Defense Identification Zone reagieren: Ohne chinesische Genehmigung wären Flüge über dem Südchinesischen Meer dann verboten.

Für Washington wäre das eine neue und gefährliche Provokation. Das Weiße Haus bereitet sich auf die sich abzeichnende Konfrontation mit umfassenden behördenübergreifenden Plänen vor, inklusive entschlossener Vergeltungsstrategie. Die USA würden Staaten wie den Philippinen und Vietnam helfen würden, ebenfalls künstliche Inseln in umstrittenen Gewässern zu errichten.

Der beste Kurs für die USA wäre laut Campbell, im Bündnis mit südostasiatischen Staaten gegen die Forderungen Chinas vorzugehen. "Die Chinesen sollen nicht das Gesicht verlieren", sagt Campbell, "aber ihre Führung soll einsehen, dass sie auf ihrem bisherigen Weg riskiert, die Beziehungen sehr zu verschlechtern."

Übersetzung: Hilde Weiss