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Geträumte Rede eines geträumten europäischen Präsidenten

Von Erhard Fürst

Gastkommentare
Erhard Fürst war Leiter der Abteilung Industrie- und Wirtschaftspolitik in der Industriellenvereinigung.

Zusammengestellt aus weitgehend unveränderten, aber auf die Europäische Union umgemünzten Ausschnitten aus Donald Trumps Antrittsrede.


Wir, die Bürger der Europäischen Union, sind in einer großen gemeinsamen Anstrengung geeint, Europa wieder zu erneuern und allen Europäern wieder Hoffnung zu geben. Es wird Herausforderungen und schwierige Situationen geben, aber wir werden es schaffen.

Zu lange haben die europäischen politischen Eliten Vorteile für ihresgleichen geschaffen, und die Bürger haben die Kosten getragen.

Arbeitsplätze wanderten ab, und Fabriken wurden geschlossen. Das Establishment schützte sich selbst, aber nicht die Bürger. Ihre Siege waren nicht eure Siege, ihre Triumphe waren nicht eure. Und es gab für Familien am Existenzminimum in Europa wenig zu feiern. Worauf es ankommt, ist nicht, welche politischen Parteien am Ruder sind, sondern ob unsere Politiker von den Bürgern geführt werden.

Im Zentrum steht die Überzeugung, dass die Europäische Union dazu da ist, ihren Bürgern zu dienen. Die Europäer wollen exzellente Schulen für ihre Kinder, sichere Wohngegenden für ihre Familien und gute Jobs für sich selbst. Für viele Bürger gibt es eine andere Realität: Mütter und Kinder, die in den Problemvierteln in Armut gefangen sind, Bildungssysteme mit genügend Geld, die unseren Schülern nicht das notwendige Wissen vermitteln, und Banden und Drogen, die so viel unerfülltes Potenzial zerstört haben. Wir sind eine Union, und ihr Schmerz ist unser Schmerz, ihre Träume sind unsere Träume, ihr Erfolg wird unser Erfolg sein.

Vom heutigen Tag an wird eine neue Vision unsere Union regieren. Vom heutigen Tag an wird es nur noch Europa zuerst heißen. Jede Entscheidung zum Handel, zur Besteuerung, zur Einwanderung, zur Außenpolitik wird zum Wohl der europäischen Bürger gemacht werden. Wir werden verlorene Arbeitsplätze zurückbringen, unseren Wohlstand und unsere Träume. Europa wird sich bei den Nationen der Welt um Freundschaft und Wohlwollen bemühen, aber wir werden unsere eigenen Interessen voranstellen. Wir streben nicht danach, jemand anderem unsere Lebensweise aufzuzwingen, sondern wir wollen sie als Beispiel leuchten lassen. Wir werden unsere Allianzen verstärken und neue bilden und die zivilisierte Welt gegen den radikal-islamischen Terrorismus vereinen.

Zu guter Letzt müssen wir groß denken und noch größer träumen. Wir Europäer wissen, dass unsere Union nur so lange lebendig ist, wie sie etwas anstrebt. Die Zeit für leeres Gerede ist vorbei, nun kommt die Stunde des Handelns. Wir Europäer genießen alle unsere großartigen Freiheiten, und wir alle singen die gemeinsame europäische Hymne. Und egal, ob ein Kind in einer europäischen Stadt, in einer gebirgigen Landschaft oder in einem Küstenstreifen geboren ist, sie alle blicken zum selben Nachthimmel hinauf. Gemeinsam werden wir Europa wieder stark und wohlhabend machen, wir werden Europa wieder stolz machen.

P.S.: Bei aller Ablehnung der brandgefährlichen protektionistischen und isolationistischen Ideen des neuen US-Präsidenten Donald Trump, dessen Antrittsrede hier gekürzt und auf Europa umgemünzt wurde, wäre es schön, wenn ein europäischer Präsident so zu den europäischen Bürgern sprechen könnte.