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Mehr Männer in die Kindergärten

Von Nina Hover-Reisner

Gastkommentare
Nina Hover-Reisner ist Leiterin des Bachelorstudiengangs für Sozialmanagement in der Elementarpädagogik an der FH Campus Wien.

Ohne die Akademisierung der elementarpädagogischen Grundausbildung und ein entsprechendes Einkommen bleibt das Ziel kaum erreichbar.


Der Männeranteil in elementarpädagogischen Einrichtungen liegt in Österreich aktuell bei etwa einem Prozent. Geringe Entlohnung, schlechtes Image und kaum Aufstiegschancen spielen dabei eine Rolle. Deutschland hat bereits fünf Prozent erreicht. Bei der Akademisierung ist uns unser Nachbarland auch einen Schritt voraus - seit 2004 werden für Bildung und Erziehung im Kindesalter Bachelor- und Masterstudiengänge der Kindheitspädagogik angeboten. In Österreich ist die breite Ausbildung von Elementarpädagoginnen und -pädagogen an Hochschulen noch immer nicht Realität.

Gleichzeitig wird der Ruf nach mehr Männern in Kindergärten lauter. Auch die EU strebt eine höhere Männerquote an. Schon bisher besteht breiter Konsens darüber, dass Kinder von mehr Männern in Kindergärten profitieren. Häufig wird argumentiert, dass Kinder Männer als Identifikationsfiguren bräuchten und gendersensible Pädagogik beiderlei Geschlechter voraussetze - umso mehr, als die Zahl alleinerziehender Mütter zunimmt.

Bisher lagen aber kaum wissenschaftliche Untersuchungen darüber vor, inwieweit sich männliche Pädagogen in ihrem Umgang mit Kindern von weiblichen Pädagoginnen unterscheiden. Die Forderung nach mehr Männern einer wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen und nicht bloß auf Erfahrungswissen zurückzugreifen, ist genau der Zugang, den das Studium der Elementarpädagogik vermittelt und den wir in unserer Arbeit mit Kindern dringend brauchen.

Holger Brandes von der Evangelischen Hochschule Dresden schließt mit der "Tandem-Studie" diese Forschungslücke. Er vergleicht die konkrete pädagogische Aktivität von Pädagogen und Pädagoginnen in einem quasi-experimentellen Setting. Dabei wird das Verhalten der Fachkräfte hinsichtlich verschiedener Dimensionen eingeschätzt. Außerdem erlaubt das Material Aussagen zu bevorzugten Themen, Materialien und Aktivitätsformen. Die Studie zeigt, dass sich hinsichtlich fachlicher Standards kein relevanter Geschlechtseffekt nachweisen lässt. Im Aufgreifen von Themen und Interessen der Kinder manifestieren sich aber Differenzen, die mit dem Geschlecht korrelieren. Es weist nach, dass weibliche wie auch männliche Fachkräfte unter einigen Aspekten mit Buben anders umgehen als mit Mädchen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen somit, dass es tatsächlich mehr Männer in unserem Beruf braucht, um Kindern vielfältige Erfahrungen zu ermöglichen. Der mit der längst überfälligen Akademisierung der Elementarpädagogik einhergehende Imagewandel und ein entsprechendes Einkommen wären überzeugende Argumente, um mehr Männer für diesen Beruf zu gewinnen.

Im heurigen Frühjahr schließen die ersten Absolventinnen und Absolventen ihr Studium "Sozialmanagement in der Elementarpädagogik" an der FH Campus Wien ab, Österreichs ersten Studiengang, der sich explizit an Leiterinnen und Leiter von Kindertagesstätten richtet. Darunter wird nur ein männlicher Absolvent sein. Die elementarpädagogische Grundausbildung auf Hochschulniveau zu heben, wäre der nächste logische Schritt.