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Finger weg vom Bargeld

Von Rainer Trefelik

Gastkommentare
Rainer Trefelik ist Wirtschaftsbundobmann der Sparte Handel. Foto: privat

Das Bargeld ist nicht mehr unumstritten. Die Ideen einer "cashless society" reifen leider immer mehr heran. Wer die persönliche Freiheit in Form von Bargeld erhalten will, muss sich aber auch dafür aussprechen.

Seit wenigen Wochen läuft europaweit eine Befragung der Europäischen Union zur Notwendigkeit einer Beschränkung von Bargeldzahlungen. Eine Harmonisierung der Obergrenzen für den Zahlungsverkehr kann laut EU-Kommission zur Kriminalitätsbekämpfung beitragen. Solche Obergrenzen sind nicht neu. Beispielsweise beschränkt Griechenland Barzahlungen zwischen Firmen auf 500 Euro, zwischen Kunden und Firmen auf 1500 Euro. Auch in Italien, Lettland, Belgien, Spanien oder Slowenien gibt es bereits Grenzen für Barzahlungen.

Das ausschlaggebende Argument zur Beschränkung der Bargeldzahlungen ist oftmals ein Verweis auf die Kriminalitätsstatistik. Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung stehen im Fokus der Aufmerksamkeit, und das Einschränken der persönlichen Freiheit dient so als Instrument der Verbrechensbekämpfung. Es wird dem Trugschluss gefolgt: Mehr Kontrolle = mehr Sicherheit.

Das Buchgeld und der digitale Geldtransfer wirken zwar bequem, sind im Missbrauchsfall besser kontrollierbar und mögen den klassischen Verbrecher in der analogen Welt abschrecken, die damit einhergehenden Folgen werden aber ausgeblendet: Eine Bargeldbegrenzung ist ein weiterer Schritt zur "cashless society", die eine alternativlose digitale Währung voraussetzt und damit eine Abkehr vom Bargeld als einzig realen Wert darstellt. Argumentiert man, dass die Grenze für Bargeldzahlungen eine entsprechende Höhe hat, die im "Kleinbetragsbereich" immer noch beide Alternativen zulässt, dann sei erwähnt, dass die Einführung die weit größere politische Hürde ist als eine spätere Herabsetzung der Grenze.

Mindestens so stark, wie die analoge Kriminalität sinkt, wird die digitale Kriminalität steigen. Die Attraktivität erhöht sich mit der Anzahl der Nutzer. Nicht-technikaffine Personen werden damit zunehmend vom gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen.

Wir liefern uns einer Technik aus, die - wie auch das Bargeld - keine absolute Sicherheit garantieren kann, im Gegensatz zum Bargeld aber auch keinen Schutz vor der Einsicht in persönliche Zahlungsvorgänge bietet. Aus all diesen Umständen ergibt sich, dass auch redliche Bürger ihre Anonymität verlieren. Jeder Einkauf wird damit zur Selbstoffenbarung.

Ein weiterer Schritt zur alternativlosen digitalen Währung steht jetzt zur Abstimmung. In Österreich werden noch immer 89 Prozent aller Zahlungen bar getätigt. Gerade Klein- und Mittelbetriebe wären also in Zukunft von restriktiveren Gesetzen für den Umgang mit Bargeld betroffen.

Wer die persönliche Freiheit in Form von Bargeld erhalten will, muss sich jetzt auf der Website der EU-Kommission auch dafür aussprechen.