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Gefahren des Klimawandels

Von Patricia Espinosa und Robert Glasser

Gastkommentare

Mit der Erderwärmung nimmt das Risiko von extrem teuren Klimakatastrophen zu. Gemeinsam kann es reduziert werden.


Wenn wir weiterhin Rekordmengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre pumpen, erhöhen wir weitweit das Katastrophenrisiko, jetzt und für künftige Generationen. Dazu kommt die ernüchternde Erkenntnis über sich erwärmende Meere und steigende Meeresspiegel sowie weitverbreitete Veränderungen im Erdsystem, die Stürme, Winde und Niederschläge beeinflussen. Die Auswirkungen auf das menschliche Leben, auf die Wirtschaft und auf die Regierungsausgaben werden ganz oben auf der Agenda stehen, wenn sich die Führenden der Welt Ende Mai in Mexiko zur Globalen Plattform für Katastrophenvorsorge treffen.

Neueste Zahlen zeigen, dass Katastrophen - 90 Prozent davon werden als klimabezogen eingestuft - die Weltwirtschaft aktuell rund 500 Milliarden Euro pro Jahr kosten und jedes Jahr 26 Millionen Menschen in die Armut treiben. In den vergangenen 22 Jahren seit der ersten UN-Konferenz zum Klimawandel hat sich gezeigt, dass die Treibhausgasemissionen kritische Höhen erreicht haben, die für all jene, die bereits in trockenen Gebieten, in Zyklon-exponierten Küsten- und in Überschwemmungsgebieten, an instabilen Hanglagen oder in Teilen der Welt, die von Gletscherschmelzwasser abhängig sind, leben, nichts Gutes bedeuten. In diesem Zeitraum hat sich auch die Zahl von wetter- und klimabezogenen Katastrophen, die wenig entwickelte Länder wie Haiti weiter schwächen, verdoppelt.

Schäden und Hungersnöte

Haiti hat mehr als 600 Menschen und rund ein Drittel seines BIP verloren, als vorigen Oktober der Hurrikan "Matthew" über das Land fegte. Laut jüngsten Schätzungen kostet Haitis Wiederherstellung nach dem Hurrikan mehr als 2,5 Milliarden Euro - eine extreme Summe für ein Land, in dem 60 Prozent der Bevölkerung in schrecklicher Armut leben. Die Philippinen verloren 2013 tausende Menschen durch den Taifun "Haiyan". Auch dort kosteten die wirtschaftlichen Verluste und der Wiederaufbau Milliarden.

Die Trockengebiete in der Sahelzone und im südlichen Afrika, die bereits durch steigende Temperaturen gefährdet sind, haben schon in den vergangenen zwölf Monaten ihre Kapazität für die Aufrechterhaltung menschlichen Lebens überschritten. Alle Länder haben nach und nach den nationalen Notstand ausgerufen, Millionen Menschen litten an Hunger und verloren ihre Existenz. Gerade einmal fünf Jahre nachdem die erste Hungersnot des 21. Jahrhunderts für beendet erklärt wurde, steht Somalia wieder kurz davor. 80 Prozent der Hungernden weltweit leben in Ländern, die für hydrometeorologische Katastrophen anfällig sind.

Es braucht eine bessere Planung auf lokaler Ebene. Bei der Annahme des Sendai-Rahmenübereinkommens für Katastrophenvorsorge vor zwei Jahren haben die UNO-Mitgliedstaaten zugestimmt, die Zahl der nationalen und lokalen Strategien zur Katastrophenvorsorge bis 2020 wesentlich zu erhöhen. Diese Strategien werden bis 2030 die Grundlage für eine Verringerung der Verluste durch Katastrophen sein und dadurch Sterblichkeit, wirtschaftliche Verluste und Schäden an der Infrastruktur reduzieren.

Kein Land ist immun

Nachdem nationale und lokale Pläne erstellt wurden, gibt es eine Möglichkeit, gemeinsam bei der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung vorzugehen, einschließlich des Pariser Klimaabkommens, und auch die Verpflichtung, doppelten Arbeitsaufwand zu vermeiden. Das Erreichen vieler der Ziele für nachhaltige Entwicklung hängt davon ab, einschließlich jener, die Armut, Hunger, Klimaschutzmaßnahmen, sanitäre Einrichtungen und sauberes Wasser betreffen.

Eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen und das Niedrighalten des globalen Temperaturanstiegs unter 2 Grad ist der größte langfristige Beitrag, den Regierungen, Kommunalverwaltungen und der Privatsektor zur Minimierung von Katastrophenrisiken leisten können. In der Zwischenzeit braucht es eine lokale Planung für Katastrophenrisikomanagement, gesellschaftliches Handeln und einen wachsenden nationalen und globalen Ehrgeiz für Klimaschutzmaßnahmen über die bestehenden Zusagen hinaus.

Während heute die Armen und Schwachen in der Schusslinie stehen, ist kein Land oder Kontinent immun vor Klimakatastrophen, sofern wir nicht Verantwortung übernehmen und jetzt die Gelegenheit für Gegenmaßnahmen ergreifen.