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Tillerson soll es richten

Von David Ignatius

Gastkommentare
Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Die Uneinigkeit nach der Verhängung des Embargos gegen Katar zeigt, dass die US-Regierung offenbar noch immer in der Einarbeitungsphase ist.


Auf das unerwartete Embargo gegen Katar seit 5. Juni, initiiert von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien, haben Teile der US-Regierung verärgert reagiert und die beiden Verbündeten scharf kritisiert. Die Aufregung um Katar gibt einen interessanten Einblick in die außenpolitische Arbeitsweise der Regierung Trump. Es geschieht selten, aber doch: Offensichtlich ist es Außenminister Rex Tillerson, dem Zurückhaltenden in Trumps Team, diesmal gelungen, den Präsidenten zu überzeugen, seinen ursprünglichen Kurs zu verlassen und - wie im Weißen Haus gesagt wird - "Rex es richten zu lassen". Zumindest im Moment.

Yousef Al Otaiba, Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in Washington, sagt, die USA sollten die Sache als "Gelegenheit" betrachten, Katars Unterstützung für den Extremismus in der Region zu verringern, nicht als "Krise, die man entschärfen muss".

Laut Otaiba mangle es an Koordination unter den vier Hauptboykotteuren, Ägypten, Bahrain, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Botschaft an Katar soll lauten: "Wenn ihr zu unserem Team gehören wollt, müsst ihr diese Forderungen erfüllen." Und Otaiba fügte hinzu, dass viele dieser Forderungen auf Versprechen Katars aus dem Jahr 2014 abzielen, die Unterstützung für Oppositionsgruppen in Nachbarstaaten zu verringern.

Am Beginn der Blockade Katars wurde die Uneinigkeit in der US-Politik offensichtlich. Tillerson sagte: "Wir werden sicherlich den Parteien zureden, sich zusammenzusetzen und über ihre Differenzen zu sprechen." Er wollte eine Deeskalation des Streits, um diesen nicht in Gewalt ausarten zu lassen. Trump hingegen wollte sich auf die Seite der Saudis und der Emirate stellen.

US-Verteidigungsminister James Mattis fürchtet, die Blockade Katars könnte Operationen der USA auf dem Luftstützpunkt Al Udeid, südlich der Hauptstadt Doha, erschweren - dem wichtigsten US-Militärschwerpunkt in der Region. Mattis’ Bedenken beziehen sich zum Teil auf seinen Wunsch, verstärkt die Terrormiliz Islamischer Staat zu bekämpfen. Kommandanten vor Ort sagen, dass die Rückeroberung der syrischen Terrorhochburg Raqqa, die seit mehr als einer Woche im Gange ist, besser vorangeht als erwartet. Die von den USA unterstützten Angriffstruppen bestehen aus 40.000 Kämpfern, unter ihnen zwischen 35 und 50 Prozent Araber aus der Region. Der Rest sind Kurden.

Zu den Kämpfern im Osten Syriens - jenen des syrischen Regimes, verstärkt durch Russen, Iraner und Türken - besteht eine fragile Verbindung. Die USA sind in fast täglichen Syrien-Gesprächen mit dem russischen Militär, die Lage soll nicht noch komplizierter gemacht werden durch weitere regionale Konflikte.

Katars Verteidigungsminister Khalid al-Attiyah sagte mir am Mittwoch, dass Katar in den Verhandlungen genug "Manövrierraum haben wird für ein Ergebnis, das unsere Souveränität nicht gefährdet". Gelingt das, ist dieser arabische Familienstreit auf dem Weg der Lösung. Und das Motto "Lasst Rex das richten" wird sich durchsetzen, in einer Regierung, die noch immer in der Einarbeitungsphase ist.

Übersetzung: Hilde Weiss