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Eine neue Art der Kriegsführung

Von David Ignatius

Gastkommentare
Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Die USA erzeilen dann militärische Erfolge im Nahen Osten, wenn sie mit lokalen Partnern eng zusammenarbeiten.


Was lernen wir aus der Niederlage der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Mossul und ihrer bevorstehenden Vertreibung aus Rakka? Der Zusammenbruch des IS zeigt, dass die USA im Nahen Osten militärisch erfolgreich sein können, wenn sie - und wahrscheinlich wirklich nur dann - mit den lokalen Streitkräften eng zusammenarbeiten.

Die früheren Kriege der USA in Afghanistan und im Irak waren teuer und frustrierend, der Krieg gegen den IS kostet weniger (Leben von US-Soldaten und Geld) - und ist erfolgreicher. In den letzten drei Jahren wurden nur fünf US-Soldaten in Syrien und im Irak im Einsatz getötet, während der Zoll an Menschenleben insgesamt horrend ist. Als der irakische Premierminister Haider al-Abadi am Montag triumphierend den Sieg verkündete, sah man auch die Bilder von Mossul in Trümmern. Wir werden nie erfahren, wie viele tausend Zivilisten unter dem Schutt begraben liegen.

Im Zentrum der US-Strategie stehen Sondereinheiten, Special Operations Forces (Sofs), deren Wahlspruch lautet, dass die Schlacht "von, mit und durch" lokale Partner geschlagen werden muss. Das heißt, sie bilden irakische und syrische Soldaten aus, statten sie aus und unterstützen sie, nicht zuletzt durch schonungslose Luftschläge gegen den Feind. Der effizienteste Teil dieses Vorgehens (und der brutalste) sind die Tot-Oder-Lebendig-Angriffe der USA und einigen Verbündeten. Das heißt, wenn die USA, vereinfacht ausgedrückt, Geheimdienstmaterial über einen Terroristen haben, holen sie ihn - so oder so - vom Schlachtfeld.

Diese Einheit aus lokalen Bodentruppen und US-Drohnen, aus Kampfflugzeugen und Geheimdienstarbeit erweist sich als sehr potent. Linda Robinson, Analystin von der Denkfabrik Rand Corp., die die Kämpfe im Irak und in Syrien beobachtet, bescheinigt den USA "eine neue Art der Kriegsführung". Die Anerkennung dafür gebührt dem US-Militär, Ex-Präsident Barack Obama und auch US-Präsident Donald Trump, der dem Militär mehr Vollmachten übertragen hat, was die Kampagne beschleunigt.

Die syrischen Kurden sind politisch ein schwieriger Verbündeter, da die Türken sie (und wahrscheinlich zurecht) als Ableger des Terrorteils der PKK sehen. Der General Joseph Votel sagte mir voriges Jahr in einem Ausbildungslager in Syrien, bezogen auf die kurdischgeführten Streitkräfte: "Wir müssen nehmen, was wir haben". Dieses Improvisieren kennzeichnet die Vorgangsweise der USA seit 2014. Die Kommandanten passen sich den Gegebenheiten an, statt eine Idealtruppe aufbauen zu wollen. Politische Probleme wie die erbitterte türkische Opposition, die kurdischen Unabhängigkeitsbestrebungen und die wirre politische Syrienstrategie werden aufgeschoben.

Die Militärstrategie ist auf politischen Treibsand gebaut, aber es gibt sie immer noch. Eine Untersuchung der CIA aus dem Jahr 2012 belegt, dass die Unterstützung der USA für solche lokalen Streitkräfte selten funktioniert. Erfolg hatte man jedoch dort, so die Analyse, wo die USA mit ihren Partnern auf dem Schlachtfeld eng zusammenarbeiteten. Die derzeitigen Erfolge in Syrien und im Irak bestätigen das.

Übersetzung: Hilde Weiss