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Wo sind die Stifter?

Von Monica Culen

Gastkommentare

Wenn in Österreich von Stiftungen die Rede ist, denkt man meist an eigennützige Privatstiftungen, die im Wesentlichen dazu eingerichtet wurden, Privatvermögen und Unternehmen in inländischer und einheitlicher Hand zu halten - gemeinnützige Ziele haben da keinen Platz. International sind Stiftungen aber hauptsächlich für philanthropische Aufgaben bestimmt.

In Österreich sind von derzeit etwa 2900 Privatstiftungen kaum mehr als 10 Prozent gemeinnützig. Im Vergleich zu den jährlichen Ausschüttungen durch Stiftungen in Deutschland und der Schweiz mit jeweils etwa 185 Euro beziehungsweise 65 Euro pro Einwohner werden in Österreich nur schäbige 3 Euro für philanthropische Stiftungsaktivitäten ausgeschüttet.

Weltweit haben Stiftungen eine viel größere Bedeutung als in Österreich. Ich habe selbst im Februar an der Jahresversammlung des Wings Forums (eines globalen Zusammenschlusses von Stiftungen) in Mexiko teilgenommen und konnte miterleben, wie auf hohem Niveau und mit verantwortungsvoller Umsicht dort Probleme diskutiert, großartige Projekte vorgestellt und Erfolgsmodelle weitergereicht wurden. In hochrangig besetzten Podien wurden Themen diskutiert und Möglichkeiten erörtert, die Angebote der verschiedenen Stiftungen zu koordinieren, um gemeinsam langfristige Gesamtlösungen zu erreichen.

Vor kurzem war ich auch beim Aarab Foundation Forum in Beirut, wo sich die arabischen Stiftungen zum Austausch und zur Vernetzung trafen. Die Kriege und Umbrüche in Arabien, die Not der Menschen und der Zerfall der Gesellschaften stellen große Anforderungen für die Region dar. Die dringende Notwendigkeit, eine starke eigene Zivilgesellschaft auch dort zu errichten, Stiftungen zu institutionalisieren und zu professionalisieren und den entsprechenden Rechtsrahmen dafür zu schaffen, war offensichtlich. Die Hauptthemen waren die Förderung der Jugend, die Erziehung, die Bildung und das Schaffen von Jobs. Auch internationale Stiftungen waren vertreten, um mit Kofinanzierungen und Kooperationen lokale Stiftungen zu unterstützen.

In Wien fand eben jetzt, in den letzten Septembertagen, das Grantmakers East Forum des European Foundationn Centers statt. Hier traf sich eine Gruppe europäischer Stiftungen, die aktiv Projekte in Zentral- und Osteuropa sowie in den Balkanstaaten unterstützen. Österreich könnte hier wesentlich stärker mitwirken und eine größere Rolle spielen.

Aber wo sind die Stifter? Wo sind österreichische Philanthropen mit Fantasie, Vision und Vermögen? Wobei Vermögen nicht nur im Sinne von Reichtum gemeint ist, sondern auch das Vermögen zu wirken. Österreich braucht diese Menschen. Österreich braucht Stifter und Stiftungen, die eine Welt in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zu fördern vermögen und bereit sind, an der Lösung von Problemen entscheidend mitzuwirken.

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Monica Culen

ist Geschäftsführerin von Rote Nasen Clowndoctors International, Präsidentin des Fundraising Verbands Austria und Präsidentin der European Federation of Hospital Clown Organisations. Foto: Martin Lifka Photography