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Gemeinsam gegen Ausbeutung und Versklavung kämpfen

Von Yury Fedotov

Gastkommentare
Yury Fedotov ist Exekutivdirektor des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). Das Büro, das gerade den 20. Jahrestag seiner Gründung begeht, arbeitet für die Bekämpfung von Drogen, organisiertem Verbrechen, Korruption und Terrorismus. Foto: UNO

Unsere Generation hat die Chance, Menschenhändlern und Schleppern das Handwerk zu legen.


"Als ich mich weigerte, meinen Körper zu verkaufen, haben sie mich an ein anderes Bordell verkauft." Dies ist die herzzerreißende Aussage eines 13-jährigen nepalesischen Mädchens namens Skye, das von Verwandten nach Indien verkauft wurde. Skyes Geschichte endet besser als die meisten anderen. Gemeinsam mit ihrer Schwester floh Skye aus dem Bordell, kehrte in die Schule zurück und arbeitet nun für die weltbekannte nepalesische Organisation Shakti Samuha, die sie gerettet hat. Aber für jede Überlebende wie Skye leiden Tausende in Stille, geknebelt durch Gewaltandrohung und Erpressung.

Menschen schuften auf Farmen und in Fabriken, werden ins Sexgeschäft gedrängt und mit Tricks auf Fischerboote gebracht. Die Palette an erzwungenen Tätigkeiten ist gleich groß wie die Vielzahl an Plätzen, wo diese Opfer gefunden werden.

Heute müssen wir alle auf Anzeichen von modernem Sklavenhandel achten: sexuell ausgebeutete und brutal behandelte Frauen und Mädchen; verängstigte Kinder, die an Straßenecken betteln; Cluster mit Arbeitern, die armselig an ihrem Arbeitsplatz leben. Dies ist der harsche Beweis für ein Verbrechen, das in alle Gesellschaften eindringt.

Verzweifelte Flüchtlinge als leichte Beute

Wie kam es im 21. Jahrhundert dazu? Zahlreiche Opfer sind gefangen in einem hoffnungslosen Kreis von Migrantenschmuggel und -handel. Instabilität und Unsicherheit sind die Triebfeder für diese Verbrechen. Konflikte im Irak und in Syrien sowie wirtschaftliche Krisen andernorts haben verzweifelte Menschen aus dem Nahen Osten und Nordafrika über das tödliche Mittelmeer fliehen lassen. Sie fallen in die Hände von Schleppern und Händlern, während sie eine sichere Zuflucht suchen. Tausende sterben dabei.

Voriges Jahr lieferte die New Yorker Deklaration eine Erklärung der Vereinten Nationen, dass Flüchtlinge und Migranten Schutz und Hilfe brauchen. Die Staaten stimmten zu, für die Annahme eines Globalen Paktes über Migration im Jahr 2018 nach New York zurückzukehren. Der Pakt wird das erste von Regierungen verhandelte Abkommen sein, das jeden Aspekt der internationalen Migration abdeckt.

Migration ist ein Thema unserer Zeit, und es besteht echter Bedarf, den grundlegenden Ursachen von Konflikten nachzugehen. Wir können alle zustimmen, dass Flüchtlinge und Migranten nicht wie Kriminelle behandelt werden sollen. Deshalb kann der Pakt eine führende Rolle übernehmen, und die Staaten können die Annahme und Umsetzung der UN-Konvention gegen grenzüberschreitendes organisiertes Verbrechen und ihre entsprechenden Protokolle über Menschenhandel und Migrantenschmuggel unterstützen.

Wir haben die Mittel, Netzwerke des organisierten Verbrechens durch Informationsaustausch, gemeinsame Operationen, Finanzermittlungen und Koordination über lokale und regionale Grenzen hinaus zu durchtrennen. Aber es braucht Ressourcen und unermüdlichen Einsatz. Kriminelle nutzen Lücken in unserem internationalen System, die Menschen wehrlos und verwundbar gegenüber Gewalt und Versklavung machen. Unsere Antwort muss auf Rechtsstaatlichkeit basieren; und wir müssen zusammenarbeiten, Verantwortung teilen und akzeptieren, dass wir mehr tun können und müssen, um dieses menschliche Leid zu stoppen.

Menschenhandel findet nicht irgendwo in der Ferne statt

Das Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) fördert einen Treuhandfonds für Opfer von Menschenhandel, der tausenden Geschädigten auf der ganzen Welt geholfen hat zu überleben. Unsere einzigartige "Blue Heart Campaign" (Blaues-Herz-Kampagne) unterstützt den Fonds und ist ein leistungsfähiges Instrument für die Verbreitung der Botschaft, dass wir alle handeln müssen, wenn wir die Kriminellen besiegen wollen.

Solche Bemühungen sind wichtig. In Mexiko gibt die von der Regierung unterstützte UNODC-Kampagne "#AQUIESTOY" ("Hier bin ich") den Opfern eine Stimme und zeigt, dass Menschenhandel nicht irgendwo in der Ferne stattfindet, sondern rund um uns.

Wenn der Globale Pakt 2018 angenommen wird, hat er ein enormes Potenzial, sichere, geordnete und reguläre Migration zu fördern und den Schleppern und Menschenhändlern einen gemeinsamen Schlag zu versetzen. Dies ist eine Chance für unsere Generationen, jedem Menschen zu helfen, in Würde zu leben. Lasst uns den günstigen Augenblick nutzen.