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Das System und wir - Demokratie braucht Bildung

Von Sabine M. Fischer

Gastkommentare
Sabine M. Fischer, Inhaberin von Symfony Consulting (www.symfony.at), ist Human-Resources-Unternehmensberaterin mit den Schwerpunkten Handel und Bildung.

Nur eine (Bildungs-)Reform, die auf den Lebensrealitäten der Mehrheit basiert, wird unserem demokratischen System nützen.


"Unser System verhindert Schlimmeres!", ist eine der häufigsten Reaktionen, die man von US-Amerikanern erhält, wenn das Thema auf deren Präsidenten Donald Trump kommt. Verdrehung von Tatsachen, schlichte Ignoranz, aggressives Beleidigen und dreistes Lügen des mächtigsten Mannes im Staat kann aber durch das "Check and Balance"-
System nicht in Schach gehalten werden: "Alternative Facts and Fakes" dominieren die Stimmung im Land und die Weltpolitik.

Notwendige Maßnahmen zur Verbesserung von Lebenssituationen werden meist weder ernsthaft diskutiert noch getroffen, weil Themen der Großmannssucht für die Masse attraktiver erscheinen und die meisten Informationskanäle blockieren. Zwar kann Trump tatsächlich nicht wie ein Diktator entscheiden, aber das Feld für die allgemeine Verunsicherung, die darauf basierende Radikalisierung und den Umbau des Systems wird täglich weiter aufbereitet. Die bange Frage in den USA lautet daher: Was kommt nach Trump?

Die Basis für politische Systeme sind die Werthaltungen und Meinungen der Menschen. Wenn diese mehrheitlich von "Alternative Facts and Fakes" überzeugt sind, dann stehen am Ende Diktatur und Krieg - Adolf Hitler war das Produkt von demokratischen Wahlen in Kombination mit Indoktrinierung der Massen.

Wenn uns das System "Demokratie" demnach nicht vor negativen Entwicklungen schützen kann, was dann? Antwort: Es ist die Urteilsfähigkeit jedes Einzelnen. Diese beruht - unabhängig von Kultur und Herkunft - auf drei Grundsteinen: Herzensbildung, grundlegendes Faktenwissen über die Welt und Mut, zwei Fragen zu stellen: "Warum?" Und: "Wem nützt es?" Um dann zuzuhören und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Da nützt es nichts, wenn das System die Schulen Strafen für Eltern exekutieren lässt, falls diese ihre Kinder nicht im Sinne unserer demokratischen leistungsorientierten Werte bei ihrem Schulbesuch unterstützen. Diese Eltern haben doch meist selbst nicht die dafür notwendigen Grundlagen erhalten.

Es nützt auch nichts, wenn Bildungsbürger und ihre Politiker, also eine Minderheit, ihre Kinder in Privatschulen schicken, die ihnen diese Aspekte beibringen, während die Masse der (Zuwanderer-)Kinder durch Schulen geschleust wird, die mit überfrachteten Klassen und Lehrplänen, weit weg von der realen Aufnahmefähigkeit der Kinder, keine Zeit haben, kritisches Denken zu lehren und vorzuleben.

Das Elitedenken ist auch überholt, weil Eliten - siehe Brexit - ganz schön irren können. Derartige Irrtümer können nur durch eine vernünftig gebildete Masse korrigiert werden. Das macht Formen der direkten Demokratie so attraktiv. Aber damit Crowdsourcing funktioniert, braucht die Menge auch eine Quelle an vernünftigem Wissen.

Die einzige massentaugliche Quelle dafür sind die Schulen. Ihre optimale Ressourcenausstattung hat daher oberste Priorität. Nur eine Bildungsreform, die auf den Lebensrealitäten der Mehrheit basiert und alle in faktenorientiertem kritischen Denken schult, wird es unserem mehrheitsabhängigen demokratischen System ermöglichen, "Schlimmeres zu verhindern".