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E-Flotte - mehr als eine Alternative

Von Raimund Wagner

Gastkommentare

Neben dem Umweltgedanken sind es inzwischen auch handfeste finanzielle Einsparungen, die Unternehmen den Umstieg auf Elektrofahrzeuge schmackhaft machen.


Der Fuhrpark jedes Unternehmens ist ein wesentlicher Kostenfaktor und daher von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Umso positiver reagieren Unternehmen daher auf die wachsende Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen. Davon profitieren nicht nur die Betriebe, sondern auch die Umwelt. E-Autos werden mehr und mehr zur beachtenswerten Konkurrenz für fossil betriebene Kfz. Neue Konzepte wie Corporate Carsharing feuern zusätzlich diese Entwicklung weiter an.

Die Autoren einer Studie des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) und der deutschen Prüfgesellschaft Dekra sagen voraus, dass die Gesamtkosten von Elektrofahrzeugen weiter sinken und bereits 2020 ohne zusätzliche staatliche Förderungen unter den Kosten von vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren liegen werden. Da gerade Wartung und Reparatur bei Fuhrparks die Kostenspirale nach oben treiben, ist dies bei Elektrofahrzeugen aufgrund des geringeren Anfalls ein schlagendes Argument. Die Wirtschaftlichkeit beginnt bereits mit der Anschaffung, und auch hier sind die Vorteile mehr und mehr im Schwinden. Elektrische Nutzfahrzeuge, im Leasing betrieben und abgeschrieben, werden ebenfalls zunehmend günstiger. Alleine die Batteriekosten, die 2010 noch mehr als 600 Euro pro Kilowattstunde betrugen, liegen heute bei rund 200 Euro und werden 2020 wohl unter 100 Euro sinken.

E-Golf ist bereits billiger als Benzin- und Diesel-Golf

Einen für Unternehmen sehr interessanten Kostenvergleich hat im heurigen Jänner der ADAC in Deutschland erstellt. Der E-Golf beispielsweise kostet bei einer Laufleistung von 10.000 Kilometern im Jahr 63,2 Cent pro Kilometer - die Benziner-Variante ist bereits bei gleicher Laufleistung um 0,3 Cent teurer, in der Dieselversion schlägt sich der Mehrpreis sogar mit 5,7 Cent zu Buche. Auch bei höheren jährlichen Laufleistungen behält der elektrische Bruder die Oberhand. Die Kostenentwicklung wird noch positiver, wenn die Fahrzeuge mit selbst erzeugtem Strom etwa aus einer Photovoltaik-Anlage geladen werden. Höhere Stückzahlen und damit weiter sinkende Kaufpreise lassen Elektrofahrzeuge in den nächsten Jahren noch stärker den Flottenmarkt erobern.

Die hohe Energieeffizienz von Elektrofahrzeugen tut der Umwelt gut und ermöglicht hohe Energieeinsparungen. Neben den Kostenvorteilen reduziert sich etwa beim E-Golf gegenüber dem Diesel-Golf bei einer Jahresfahrleistung von 30.000 Kilometern der Energieverbrauch von 13.400 Kilowattstunden auf rund 3.800. Dies entspricht einer jährlichen Einsparung von mehr als 70 Prozent. Noch überzeugender ist der Vergleich bei den CO2-Emissionen mit einer mehr als 90-prozentigen jährlichen Reduktion von rund 3,25 Tonnen auf 187 Kilo. Ein mit Ökostrom betriebenes Elektrofahrzeug ist damit unschlagbar umweltfreundlich. Der Einsatz von Elektrofahrzeugen im Fuhrpark zeugt von einer hohen Umweltkompetenz im Unternehmen - auch in der Öffentlichkeit.

Zunehmende Digitalisierung und Corporate Carsharing

E-Flotten und Corporate Carsharing könnten für die Mobilitätswende bei Unternehmen zum Traumduo werden. Die zunehmende Digitalisierung und die stärkere Vernetzung der Fuhrparks sind eine hervorragende Ausgangsbasis, um sich mit dieser neuen Art von Mobilitätsservices näher zu beschäftigen. Heute werden Elektrofahrzeuge von Firmen vorwiegend als Pool-Fahrzeuge eingesetzt, doch dies wird sich in den nächsten Jahren alleine schon aus wirtschaftlichen Gründen massiv ändern. Einige Unternehmen haben schon damit begonnen, fossil betriebene Fahrzeuge nur noch als Pool-Fahrzeuge anzuschaffen, und die Elektrofahrzeuge quasi zum Firmenstandard erhoben.

Für Klein- und Mittelbetriebe sind sie bereits die kosten- und umweltfreundlichste Alternative. Die meisten Handwerksbetriebe, Architekten, Ingenieurbüros, Altenpflege oder auch kommunale und private Lieferbetriebe agieren in einem Radius von 50 bis 100 Kilometern, in Ballungszentren meist in noch geringeren Distanzen. Der Betrieb von E-Flotten bietet sich für diese Einsatzarten geradezu an, zumal die realistischen Reichweiten gegenwärtig zwischen 200 und 400 Kilometern liegen. Zudem tragen die aktuellen Diskussionen um Dieselfahrverbote zusätzlich zur Verunsicherung in der Wirtschaft bei - gravierende Konsequenzen drohen.

Individuelle Ladelösungen und strategische Ansätze nötig

Was für Verbrennungsmotoren die Tankstelle, ist für E-Fahrzeuge die Steckdose, die Ladesäule oder die Wasserstoff-Zapfsäule. Eine anwenderfreundliche, sichere, flächendeckende und leistungsfähige Ladeinfrastruktur stellt daher eine Grundvoraussetzung dar. Die Planung und Schaffung einer E-Roaming-fähigen Ladeinfrastruktur mit E-Mobilität aus erneuerbarer Energie sind derzeit mit hoher Intensität im Gange. Die Möglichkeiten zur Ladung sind sehr unterschiedlich, von der privaten Ladestelle - auch mittels einer eigenen Photovoltaik-Anlage - über halb-öffentliche bis hin zu öffentlichen Ladestationen. Anbieter von Abrechnungssystemen bieten bereits heute praxiserprobte Lösungen für eine getrennte Verrechnung von privat beziehungsweise für das Unternehmen benötigter Energie.

Einige Unternehmen beginnen die Mobilität mit einem ganzheitlichen Ansatz bereits neu zu denken. Alle Fuhrparkverantwortlichen und -betreiber sind gezwungen, sich verstärkt mit der Hebung des ökologischen und des ökonomischen Chancenpotenzials ihrer Fahrzeugflotte zu beschäftigen. Mit neuen innovativen, digitalen Mobilitätsservices haben sie die Möglichkeit, sich strategische Planungstools für eine kurz- und mittelfristige Umstellung ihrer Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge aufzubauen, um Mehrwert zu lukrieren. Eine professionell durchgeführte Analyse unter Einbindung der kommenden Fahrzeugvernetzung eröffnet den Unternehmen einen ausgezeichneten Blick auf vorhandene Chancen sowohl aus ökologischer Sicht (Energieverbrauch, CO2-Emissionen, Einsatzmöglichkeiten für Elektrofahrzeuge) als auch mit Blick auf ökonomische Faktoren (Kostenreduktionen im Fuhrpark, Treibstoffverbrauch, Mitarbeitereinsatz, nutzenstiftende neue Business Solutions).