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Immer und Uber all

Von Wolfgang F. Vogel

Gastkommentare
Wolfgang F. Vogelstudierte Rechtswissenschaft, Philosophie,Politikwissenschaft und Geschichte in Graz, Linz, Hagen (Westfalen),Milton Keynes (England) und Wien. Er ist derzeit für eine Unternehmensgruppe tätig, die sichbemüht, Arbeitslose in den Arbeitsmarkt zuintegrieren. Alle Beiträge dieserRubrik unter:www.wienerzeitung.at/gastkommentare

Taxifahren ist kein Honiglecken, im Gegenteil: Warum der Fahrgast nicht König ist und Uber stets zu Diensten.


Jetzt ist es endlich soweit: Uber darf nicht mehr fahren. Wirtschaftsförderung nach heimischem Muster ist nunmehr - zumindest einstweilig - exekutierbar. Wirtschaftsförderung durch Schikanen, die denen auferlegt werden, die sich einer neuen Zeit anzupassen versuchen. Damit alles beim Alten bleibt, dabei wäre gerade in einer Stadt wie Wien mit einem vorbildlichen öffentlichen Verkehrssystem wichtig, dass sich das Taxi in dieses System einfügt und spezifische Aufgaben übernimmt. Wer am Hauptbahnhof aussteigt, sieht gleich die ganze Misere. Dort gibt es nämlich kaum Taxis mit Funk, daher werden auch keine Bankomat- oder Kreditkarten genommen. Wir zeigen es den Reisenden schon: Da drüben ist eine Bank. Nur Bares ist Wahres und gemma. Erst mit der gefüllten Brieftasche kann man versuchen, ein Taxi zu bekommen. Und dann muss dem Fahrer die Strecke auch gefallen. Sonst geht da gar nix.

Die Wiener Linien haben eine Mobilitätskarte auf den Markt geworfen, mit der man nicht nur mit den Öffis, sondern auch mit den Taxis - der beiden Funkgenossenschaften - fahren kann. "Wolfgang fährt anders" steht auf meiner drauf. Das stimmt. Nur Taxifahren kann man damit nicht. Die Karte kennt niemand - und es wird mit ihr so hantiert, dass mit Sicherheit eine Fehlermeldung kommt. Und dann geht’s halt wieder mit Barem.

Und wer nach Wien kommt - mit dem Flugzeug - lernt auch gleich ein bissserl Geografie. Der Wiener Flughafen liegt in Niederösterreich, und da ist eine Grenze dazwischen, die man erst einmal fühlen muss. Learning by doing. Mit Uber, mit den Airport Drivern, mit denen kann man fahren. Nicht aber mit einem Wiener Taxi. Denn das muss leer zurück fahren.

Wer dann kein Niederösterreichisches Taxi erwischt, sei an die Rail Jets verwiesen, oder an CAT. Ja, es geht natürlich auch so. Im ersteren Fall ist man gleich wieder am Hauptbahnhof, hat Geld in der Tasche und eine Strecke vor sich, die auch die Billigung der Taxler findet. Allerdings: Man darf kein Stammkunde sein. Stammkunden haben nämlich den Stammkunden-Malus. Wenn jemand nur kurze Strecken fährt, das aber mehrmals pro Woche - ich weiß es aus eigener Erfahrung -, dann beginnen die Taxi-Lenker wild zu fuchteln und auf ein anderes Taxi zu deuten, das "dran" sein soll. Dort deutet dann auch wer und so weiter. Einmal gab’s sogar eine Schlägerei. Wohlgemerkt: um eine Nichtfahrt.

Wenn man dann kurzerhand einen Wagen entert, wird man gleich nach Nennung des Fahrziels ernst ermahnt: "Wenn Sie so kurze Strecken fahren, müssen Sie den letzten Wagen am Standplatz nehmen!" Die kurze Zehn-Euro-Fahrt, auf die er eineinhalb Stunden gewartet hat, ist ihm zu wenig lukrativ. Auf das Glück der großen Fuhr wartet man oft lange, auch vergeblich. Und wer nach der langen Belehrung - unbeantwortet bleibt die Frage, warum Uber eigentlich dauernd unterwegs ist - der Fahrt beharrt, bekommt man dann die Zensur-Note: "Sie wollen das nicht verstehen." Will ich auch nicht.