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Sozialismus wirkt eben doch

Von Christian Ortner

Gastkommentare

Das Massenelend in Venezuela und der ostdeutsche Rechtsextremismus sind Konsequenzen der gleichen menschenfeindlichen Ideologie.


Es ist eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der Gegenwart, die sich gerade in Venezuela abspielt: Frauen und Kinder, die verhungern, weil sie sich kein Essen kaufen können; Krankenhäuser, in denen die Menschen sterben wie die Fliegen, weil es keine Medikamente gibt. All das wurde in den vergangenen Tagen und Wochen auch von den deutschsprachigen öffentlich-rechtlichen Fernseh-Anstalten berichtet. Als Grund für diese monumentale werden gebetsmühlenartig zwei Umstände angeführt: "Misswirtschaft" und "niedrige Ölpreise".

Misswirtschaft freilich gibt es in anderen Staaten Südamerikas auch, trotzdem herrscht dort kein auch nur annähernd vergleichbares Elend. Und trotz des eher niedrigen Ölpreises flüchten eher keine Saudis, Emiratis, Norweger oder andere Bewohner von Ölstaaten vor Hunger aus ihrer Heimat. Die Erklärung "Ölpreis" und "Misswirtschaft" muss daher falsch oder grob unvollständig sein. Warum wird sie aber dann unermüdlich serviert?

Weil die korrekte Erklärung - Elend als zwingende Folge eines sozialistischen Wirtschaftsregimes, also der "Vergesellschaftung der Produktionsmittel" - mit der "kapitalismuskritischen" politischen Eigenverortung so mancher Medienschaffender auf Kollisionskurs gerät.

Ähnliches war auch im Zuge der Berichterstattung über die Ereignisse in Chemnitz zu beobachten. Ausführlich wurde da erörtert, warum gerade in der ehemaligen DDR überdurchschnittlich viele Rechtsextremisten zugange sind. Einmal sollen schlechtere Lebensperspektiven der Grund sein, dann wieder eine angebliche "Ausgrenzung". Weitgehend ausgespart blieb hingegen ein anderes Faktum: dass nämlich im DDR-Sozialismus entgegen allen staatlichen Beteuerungen Rassismus sowie eine gewisse Herrenmenschenideologie, garniert mit Antisemitismus, an der Tagesordnung und logische Folge dieses Sozialismus waren. Denn diesem war ja zu verdanken, dass die Wirtschaft der DDR so mies lief, dass bis zum Mauerbau mehr als eine Million DDR-Bürger flohen, ganz wie heute die Venezolaner. Deshalb importierte das Regime Arbeiter aus Vietnam und Mosambik.

". . . ‚Fidschis‘ und ‚Mozis‘ aber waren in abgesonderten Wohntrakts untergebracht, sie durften die Stadt nicht ohne Genehmigung verlassen und sollten gar nicht erst Deutsch lernen. Vor allem (. . .) standen ihre Frauen unter Abtreibungszwang. Die, die solches praktizierten, spielen heute die Linke", erinnerte sich jüngst die DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier. "Die Politik der herrschenden Sozialisten war der Dünger für Ressentiments." Für genau jene Ressentiments also, die jüngst nach der Ermordung eines Deutschen durch Migranten die Gewalt auf den Straßen von Chemnitz noch weiter anfeuerten, auch wenn es jene "Hetzjagden", von denen Medien hyperventilierend berichteten, gar nicht gegeben hat.

Aber auch das hören die zeitgenössischen Sympathisanten sozialistischer Ideen halt nicht so gerne, vor allem, wo doch jetzt eh alles gut wird. Diosdado Cabello, der Präsident der "Verfassunggebenden Versammlung" Venezuelas, kündigte erst dieser Tage an: "Das Ziel bleibt der Aufbau des Sozialismus." Na dann, Freundschaft, Genosse!