Ganze Generationen von Lesern sind mit den legendären Comics rund um den pfiffigen Gallier Asterix und seinen gefräßigen Gefährten Obelix groß geworden und haben sich so auf eine Zeitreise in die römische Antike begeben. Die anhaltende Popularität der Geschichten um die streitbaren Gallier beruht auch und vor allem auf den vielen versteckten Anspielungen und Zitaten, die das Lesen der Heftchen auch für ausgewiesene Kenner der Antike zu einem Genuss machen.

Die Idee, mittels Sprechblasen eine Geschichte zu erzählen, ist indes nicht neu: Seit einem sensationellen Fund im Norden Jordaniens sind "sprechende" Darstellungen bildlich dargestellter Personen schon für die Römerzeit bezeugt. In einem Grab aus dem ersten Jahrhundert vor Christi fanden die Archäologen Darstellungen von rund 260 Figuren: Menschen, Götter und Tiere, die teilweise durch erklärende Beischriften oder Ausrufe ergänzt wurden.

Ähnlich wie bei einem Comic folgen die verschiedenen Szenen einem zeitlichen Ablauf: Sie berichten von der Vorgeschichte und dem Bau der antiken Stadt Capitolias, zu der die ausgegrabene Nekropole gehörte. Da sieht man zunächst die Götter bei einem Gelage, wie sie den Bau der Stadt beschließen, dann eine Landschaft mit Bauern, die Früchte und Wein ernten und das Land mit Hilfe von Ochsen bestellen und für den Bau vorbereiten.

Darauf folgt eine Szene, in der Waldarbeiter Bäume fällen, die für den Bau der neuen Stadt Verwendung finden. Auf der rechten Seite des Grabes sieht man, wie die Befestigungsmauer der Stadt errichtet wird: Figuren, die Architekten oder Vorarbeitern ähneln, stehen neben Arbeitern, die Material auf dem Rücken von Kamelen und Eseln heranbringen. Steinmetze und Maurer erklimmen die Wände, und auch Unfälle sind dargestellt. Im letzten Wandgemälde sieht man, wie Priester nach getaner Arbeit zu Ehren der Schutzgötter von Capitolias ein Dankopfer darbringen.

Immer wieder sind einzelne Figuren und Szenen durch erklärende Beischriften oder Ausrufe der handelnden Personen ergänzt worden. Kurze Textzeilen wie "Ich behaue den Stein" oder "Wehe mir, ich bin tot" erwecken die Darstellungen zum Leben und helfen dem Betrachter, die Handlung besser zu verstehen.

Die Sprache der Beischriften ist auch eine Besonderheit: Die Texte sind weder in Latein noch in der damals im Osten des Reiches üblichen Verkehrssprache Griechisch verfasst, sondern in Aramäisch. Allerdings hat der Schreiber dazu das griechische Alphabet verwendet, was zu einer extrem raren Kombination der beiden wichtigsten Sprachen des antiken Ostens führte.