Mein Sohn absolvierte kürzlich einen Test für die nächste PISA-Auswertung, über die wir uns dann wohl in einem Jahr medial erregen dürfen. Er nahm die Sache eher gelassen, sprich, er schien nicht das Gefühl zu haben, dass er das Ansehen Österreichs durch außergewöhnliche Anstrengungen hätte mehren können oder sollen. Man wird sehen, ob sich seine Schulkollegen landauf, landab zu Höchstleitungen aufraffen konnten.

Für den Fall, dass die Ergebnisse wieder nicht zufriedenstellend sein sollten, schlage ich vor, nicht die Schüler oder ihre Lehrer als Schuldige festzumachen. Die Schüler sind mit größter Wahrscheinlichkeit nicht dümmer als die Schülergenerationen vor ihnen. Und da ich als Mutter von drei Kindern im Pflichtschulalter öfter mit Lehrern zu tun habe, möchte ich festhalten, dass mir die Damen und Herren allesamt sehr motiviert erscheinen, den Kindern etwas beizubringen und mit ihnen dem Lernen förderliche Beziehungen zu unterhalten.

Darum war es zu meiner Schulzeit schlechter bestellt. Allerdings schien es mir damals nicht so schwer zu fallen, mir zu merken, was Nennform, Personalform oder dergleichen bedeutet. Habe ich mir das nur gemerkt, weil meine Lehrer manchmal auf eine möglicherweise geistig erfrischende Weise ungerecht, ja bösartig waren? Wir hatten damals nur einen Bruchteil der Schulbücher, die jedes Volksschulkind heute durch die Gegend schleppt. Und die waren auch nicht wirklich gut. Allerdings schrieben wir alles, was wir wissen mussten, in das Schulübungsheft. Was das Lehrbuch an Klarheit vermissen ließ, fand sich zumeist dort.

Meine Kinder dagegen machen ein Stück der Aufgabe im Heft, ein anderes im Übungsbuch, ein drittes auf dem Tablet und lernen dann einen Merksatz zum Thema nicht, weil der auf einem Zettel steht, der ins Schulheft geklebt wurde, das in der Schule verbleiben muss, weil die Kinder sonst zu viel Gewicht hin- und herschleppen. Aus den vielen Möglichkeiten zu üben entsteht ein Durcheinander zwischen Schule und Zuhause, zwischen im Kinderzimmer und im Kopf. Beim letzten Elternsprechtag erfuhr ich, dass Kinder heute grammatikalische Strukturen aus der Lektüre erkennen und lernen sollen. Ich fragte, ob es nicht leichter wäre, die Strukturen systematisch aufzulisten, sie mit Beispielen zu verdeutlichen und dann im Text zu suchen?

Für nicht wenige Kinder wäre das vielleicht der leichtere Weg, gab der Lehrer zu. Aber aus pädagogischen Erwägungen mache man das anders. Also sitze ich mit ein paar anderen Müttern und Vätern am Schreibtisch der Kinder und stelle außerschulisch das System hinter all den Beispielen dar. Für den Fall, dass die PISA-Auswertung trotzdem Mängel aufzeigen sollte, deute ich schon jetzt auf das als Pädagogik ausgegebene dreist-bunte Durcheinander in den Schulbüchern.