
Natürlich haben wir erst nach Weihnachten davon erfahren dürfen. Vom geplanten Geschenkspapierverbot. Wohl damit keine Panik ausbricht. Oder ein paar Leute hätten total angefressen sein können und sich womöglich eine gelbe Weste angezogen. (Okay, so kämpferisch sind die Österreicher nicht. Die sind begeisterte Suderer, keine Revolutionäre.)
Dabei waren das eh nicht die letzten Weihnachten, an denen wir Geschenke ausgepackt haben. Nicht? Nein. Es waren die vorvorletzten. Das Verbot tritt ja nicht vor 2021 in Kraft. Sollte deshalb nun jemand befürchten, dass er seine Packerln künftig in Zeitungspapier einwickeln muss (oder, wenn er’s ein bissl bunter mag, in Werbeprospekte), den kann ich beruhigen. Das will man der Bevölkerung dann doch nicht zumuten. Und verbietet auch gleich die Tageszeitungen. (Und Prospekte.) Was? Keine Tageszeitungen mehr? Wird dadurch nicht die Pressefreiheit eingeschränkt? I wo. Sind sowieso bloß die Printausgaben betroffen. Und wer unbedingt Reklame will: Newsletter, hallo? Aber wenn die Plastikwattestäbchen und -strohröhrln aus dem Verkehr gezogen werden, werden wir massig Papier benötigen, um es statt des Plastiks wegzuschmeißen. Und das müssen wir eben anderswo wieder einsparen. Das Papier wächst ja schließlich nicht auf den Bäumen. Oder irgendwie schon. Und genau das ist das Problem. Dass der verzweifelte Versuch, die Natur vor diesem Umweltgift, diesem Plastik, zu schützen, am Ende ein Waldsterben 2.0 auslösen wird. (Der saure Regen war ein Dreck dagegen. Gegen den Umweltschutz.) Ausgerechnet jetzt, wo wir die Bäume so besonders dringend brauchen. Im Kampf gegen den Klimawandel. Immerhin holen sie fleißig das CO2 aus der Luft. Diesen Klimakiller. Während sie von der Erderwärmung selber brutal niedergemetzelt werden. Verdursten, ein Burnout kriegen (bei einem Waldbrand), und zum Schluss werden sie vom Borkenkäfer gerissen.
He, hat der Ministerrat nicht außerdem grad beschlossen, das Plastiksackerl endgültig zu besiegen? Also auszurotten? (Zumindest bei uns.) Ab 2020 wird jedenfalls keine Meeresschildkröte mehr an einem österreichischen Sackerl ersticken. Beim Runterwürgen dieser verdammt zähen "Qualle". Vorher muss freilich der Meeresspiegel ansteigen, damit Österreich am Mittelmeer liegt. Wer bestimmt eigentlich, dass das Leben einer Schildkröte mehr wert ist als das jener Qualle, die sonst früher oder später dran glauben hätte müssen? Wurscht. Wollte man alle Plastiksackerln durch Papiertragetaschen ersetzen, müsste man auf jeden Fall noch mehr Einwegpapier ächten. Die Taschentücher und die Servietten. Mindestens. Nimmt man halt wieder welche aus Stoff. Oder den Ärmel. Moment: Mindestens? Worauf sollen wir denn noch verzichten? Aufs Klopapier? Gibt’s das bald als Handy-App? Ach, die EU wird uns das Papiersackerl eh verbieten. Echt? Warum? Wegen der schlechten Ökobilanz. Da war ja sogar die vom Plastiksackerl besser. Und was bekommen wir stattdessen? Jutesäcke. Eingeflogen aus Vietnam.
Hm. Wenn die Zeitungen und Prospekte weg sind, was sollen wir dann in die Altpapiercontainer werfen, um die 480.000 Bäume pro Jahr zu retten? Und das sind nur einmal die, die weniger geschlägert werden, weil die Wiener ihr Altpapier brav sammeln und recyceln. Blöde G’schicht.