Unsere Katze Lili ist gestorben. Damit wir und unser Seelentröster Maxi das allgemein spürbare Verlassenheitsgefühl leichter überwinden können, entschlossen wir uns, ihm ein Kätzchen aus dem Tierheim als Gefährten zu holen. Dort sagte man uns gleich, zu so einem alten Herrn brauche man unbedingt zwei Kätzchen, sonst werde der Alte zu sehr sekkiert und die Junge habe zugleich keinen richtigen Spielgefährten. Also holten wir Fini und Fredi zu uns.

Ich suche Katzen nie nach ästhetischen Gesichtspunkten aus. Denn Katzen sind sowieso allesamt schön. Wir wählten nach Alter und Geschlecht. Letzteres hat Bedeutung, da ich für meinen Gemüsegarten eine Katze als Gehilfin brauche, weil Katzen beim Mäusefangen meist motivierter sind als Kater.

Das Alter wiederum war wichtig, weil man junge Kätzchen so sozialisieren kann, dass eine Wohnung als Lebensraum akzeptabel ist. Wenn dann im Frühling der Umzug ins Sommerdomizil hoch über Innsbruck erfolgt, erfreuen sich die behüteten Stubentiger eines enormen Freiheitszuwachses: Bald lauern sie Mäusen auf, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Und wenn es dann im Herbst wieder ins Tal geht, fällt ihnen die Umstellung auf das winterliche Leben in der Stadt nicht so schwer, weil sie ja mit dem Leben im Hausinneren sozialisiert wurden.

Fini und Fredi stammen von einem Bauernhof, wo eigentlich kaum mehr überzählige Kätzchen anfallen sollten, denn das Tierschutzgesetz schreibt seit 2016 auch Bauern vor, ihre Katzen sterilisieren zu lassen. Die Dame im Tierheim und ich waren uns einig, dass es besser ist, wenn sich die Tierchen nicht unkontrolliert vermehren. Aber woher, fragte ich sie, kriegt unsereins in Zukunft noch Katzen, wenn es keine mehr gibt, die sich frei vermehren? Werden wir sie beim Züchter kaufen? Oder müssen wir hoffen, dass die Bauern das Gesetz nicht befolgen?

Ich finde den Gedanken, dass der Mensch bestimmt, welche Katze sich mit welchem Kater paart, um möglichst dieses und jenes Merkmal zu erzielen, abscheulich. Das latent Anarchische der Katze ist auch an ihrem Äußeren zu sehen. Meine Schwester E. hatte eine schneeweiße Katze, deren äußerste Schwanzspitze grau getigert war. Tante H. hatte einen kohlrabenschwarzen Kater mit vier weißen Pfötchen und einem weißen Fleck in der Kehlkopfgegend. Er lebte seinen Alltag im Smoking.

Die Mehrheit der Katzen in unserem Haushalt war grau getigert. Allein davon gibt es unzählige Varianten. Und da ist noch nichts über gestromte, getickte oder getupfte Katzen gesagt. Und von den unendlichen farblichen Gestaltungsmöglichkeiten zwischen Weiß, Schwarz und Rot fange ich erst gar nicht an. Ich würde es jedenfalls bedauern, falls diese Vielfalt verschwände.