
Das Christkind ist das Kind vom Weihnachtsmann und vom Nikolo." Diese Erklärung gab mir jüngst mein kleiner Sohn auf die Frage, ob er wisse, was es mit dem Christkind auf sich habe. Als ich mich daranmachte, dieses Konzept durch eine gängigere Geschichte zu ersetzen und von einer armen Flüchtlingsfamilie, von Bethlehem und vom Stall erzählen wollte, unterbrach er mich brüsk: "Papa, das weiß ich eh." Außerdem seien im Stall auch ein Ochse und ein Esel gewesen.
Mit vier Jahren ist mein Bub in einem faszinierenden Alter. Fakten und Fiktionen nimmt er gleichermaßen in sich auf. Es ergeben sich bemerkenswerte Zusammenhänge und neue Verknüpfungen. Gespenster und Einbrecher sind gleichermaßen real. Wenn beide - wie ich ihm allabendlich bestätigen muss - an unserer Sicherheitstüre scheitern, wie schafft es bitte das Christkind über die Schwelle?
Generell ist es unglaublich, über wie viel Wissen so ein kleiner Mensch verfügt. Verantwortlich dafür können nicht wir stolzen Eltern sein. Ich könnte mich etwa nicht erinnern, jemals mit meinem Sohn über das Jahr gesprochen zu haben, in dem die Waschmaschine erfunden wurde. Doch mein Sohn erklärte kürzlich beim Waschmaschine-Einschalten, dass wir es ungleich besser hätten als in den 1960er Jahren. Davor, so belehrte er uns, hätten die Hausfrauen alles mit der Hand gewaschen.
Wissen wie dieses schöpft er aus der "Sendung mit der Maus"-App, der einzigen Form von Fernsehen, die wir ihm zugestehen. Täglich eine halbe Stunde ist das Limit. Er liegt dann mit dem Tablet-Computer im Bett und wählt aus dem Angebot des WDR-Kinderprogramms. Er mag die Animationsfilme mit der augenklimpernden Maus und dem blauen Elefanten, den ich noch aus meiner Kindheit kenne. Auch bei den Geschichten über den Hasen Nulli und den Frosch Friesemuth muss er häufig kichern. Am liebsten sind ihm aber die Sachgeschichten, die die Sendungsverantwortlichen mit großem Verständnis für Kinder produzieren: Da geht es etwa um Tunnelbau, um Raumstationen oder um die Frage, wie Holzpferdchen hergestellt werden.
Natürlich gibt es auch Schattenseiten. So spricht mein Kind immer häufiger mit norddeutscher Klangfarbe, an die man sich erst gewöhnen muss. Und: Schonungslos führt er mir die Grenzen des eigenen Wissens vor Augen. Als genüge es nicht, keine überzeugenden Antworten auf metaphysische Fragen wie "Was ist ein Gott?" oder "Warum essen wir Tiere, aber keine Menschen?" zu haben, heißt es jetzt immer öfter: "Das weiß ich schon aus der Sendung mit der Maus." Manchmal schüttelt er nur den Kopf. "Mensch", sagt er dann, oder "Manno!". Hat er vermutlich vom Frosch Friesemuth aufgeschnappt.