Startete seine Laufbahn als Ferialpraktikant in der Lokalredaktion des "Kurier": "extra"-Ressortleiter Gerald Schmickl.

Startete seine Laufbahn als Ferialpraktikant in der Lokalredaktion des "Kurier": "extra"-Ressortleiter Gerald Schmickl.

Nur die Handschuhe fehlten. Ansonst war der Taxi-Chauffeur perfekt adjustiert: Anzug, Gilet, Kappe. Als ich mit erkennbarem Wunsch auf sein Fahrzeug zusteuerte, sprang er sogleich heraus - und öffnete mir servil die Tür. Kaum saß ich im Fonds, zückte er eine - tatsächlich - "Wiener Zeitung", die er mir als Lektüre anbot. Ich lehnte dankend ab, nicht wegen der Zeitung, sondern weil mir Lesen während des Fahrens unmöglich ist. Dann erklärte er mir in jeder Hinsicht zuvorkommend die Route, die wegen einer Straßensperre anders verlaufen musste, als sie sonst naheliegend gewesen wäre. So fuhren wir mitten durch die spätabendliche Wiener Innenstadt, was auf gewissen Straßenzügen eben nur Taxis gestattet ist.

Auch dieser Umstand trug dazu bei, dass diese Fahrt eine außerordentliche wurde, die mir lange in Erinnerung bleiben wird. Sie fühlte sich fast wie eine nächtliche Sightseeing-Tour an - jedenfalls mehr als eine simple Beförderung von einem Ort zu einem anderen. Und der Ausdruck Fahr-Gast war in diesem Fall auch absolut angebracht. Keineswegs eine Selbstverständlichkeit in diesem Gewerbe, das in den letzten Jahren - einerseits durch Konkurrenten wie Uber oder Bolt (hat man diesen Namen eigentlich wegen des einstigen Sprinterkönigs Usain gewählt, um Schnelligkeit zu suggerieren?), andererseits durch die Pandemie - schwer in Bedrängnis geraten ist.

Bericht über Jagdszenen auf Wiener Straßen in den späten 70er Jahren. 
- © Schmickl

Bericht über Jagdszenen auf Wiener Straßen in den späten 70er Jahren.

- © Schmickl

Kein Freund der "Mietwagen" (die Uber und Bolt ja bis vor der Gesetzesnovelle waren, die sie nun zu taxikompatiblen Preisen und Chauffeur-Prüfungen verpflichtet), muss ich doch zugeben, dass sie auf Seiten der klassischen Taxis das Angebot verbessert haben. Ramponierte, schleißig ausgestattete Fahrzeuge mit unfreundlichen Fahrern - früher fast die Regel - sind selten geworden. Auch wenn ein so exklusiver Transport, wie der eingangs geschilderte, noch immer eine Ausnahme darstellt.

Jede Taxifahrt - und darum bin ich diesem Gewerbe auch so treu(herzig) nostalgisch verbunden - erinnert mich an meine erste große journalistische Reportage, die ich vor mehr als 40 Jahren, als Ferialpraktikant in der Lokalredaktion des "Kurier", schreiben und veröffentlichen durfte. Es ging in dem Artikel - unter dem Titel "Jagd auf ,Taxi-Matadore‘" - um einige schwarze Schafe der Branche, die mittels technischer Manipulationen an ihren Funkgeräten schneller zu Fuhren gelangten. Sie drückten Konkurrenten buchstäblich aus der Leitung, mittels derer man damals Aufträge (aus den Funkzentralen) bekam. Diese unlauteren Chauffeure mussten auf frischer Tat ertappt werden, weshalb eigene Funküberwachungs-Kommandos gebildet wurden, die verdächtigen Lenkern auflauerten.

Bei solch einer Ermittlung durfte ich - als quasi embedded Reporter - mit dabei sein. Dabei ging den Überwachern der größte damalige Fisch ins Netz, "da Zwahunderta", wie er intern hieß (weil sein Kennzeichen mit "200" endete), der als besonders gerissen galt (eben als "Funk-Matador"). Heute erscheint mir dessen Manipulation (mittels eines kleinen Magneten) als rührendes Vergehen aus der technologischen Steinzeit.