Stefanie Holzer, geb. 1961, lebt als Schriftstellerin in Innsbruck.

Stefanie Holzer, geb. 1961, lebt als Schriftstellerin in Innsbruck.

Es gibt Fragen, die sich einem immer wieder aufdrängen - und man findet keine Antwort darauf. Deshalb möchte ich heute meine Leserschaft bitten, mir zu helfen. Nein, keine Sorge, es geht nicht um den ausufernden Fragenkomplex, den man mit "Woher kommen wir?" und "Wohin gehen wir?" skizzieren könnte.

Es handelt sich vielmehr um eine kleine Alltagsbeobachtung, die ich mir nicht erklären kann: Wir kaufen seit Jahren bei einem Biobauern Fleisch. Immer wenn R. ein Schwein, ein Kalb oder ein Rind schlachtet, schickt er eine Nachricht, dass wir, sagen wir, nächsten Mittwoch wieder eine Mischung von Teilen dieser Tiere käuflich erwerben können. Er kommt von auswärts, und wir treffen ihn auf dem Parkplatz einer Tankstelle. Da übernehmen wir eine Schachtel Fleisch.

R. hat das Tier auf seinem Hof geschlachtet und zerlegt. Dann portioniert er es nach Möglichkeit so, dass alle Kunden von fast allem etwas bekommen. Wir kriegen etwa fünf Koteletts, fünf Schnitzel, ein Stück Siedefleisch, Beinfleisch für die Suppe, passierte Leber für Knödel, fünf Scheiben Bauchfleisch für Steirisches Wurzelfleisch, eine Kalbsbrust, kurz: alles Mögliche. Das meiste kommt in 5er-Stückelung, weil wir im Haushalt fünf Personen sind.

Aus grundsätzlichen, vielleicht esoterisch erscheinenden Erwägungen, die daher rühren, dass ich zwar Fleisch esse, aber nicht unempfindlich bin für die Tatsache, dass das Tier unseretwegen sterben musste, nehmen wir - um dem Tier Respekt zu erweisen - von wirklich jedem Teil des Tieres etwas. Das sind mitunter Herausforderungen! So musste ich mich zum ersten Mal in meinem fortgeschrittenen Alter mit der Milz beschäftigen. Aber da es mir ein Anliegen ist, dass das Fleisch, das ich esse, nicht nur zu Lebzeiten Sonne gesehen hat, sondern auch in seiner Gänze verwertet wird, murrte ich nicht, sondern suchte nach einem Rezept für Milzschnitten.

Wenn wir unsere zehn Kilo Fleisch bekommen, friere ich fast alles ein. Ich tupfe die Stücke mit einer Küchenrolle trocken, fülle sie in beschriftete Sackerl, die alsbald tiefgefroren auf den Tag warten, an dem sie nach und nach wieder aufgetaut werden. Und hier kommt meine Alltagsbeobachtung: Wenn ich das Gefriergut im Gefriersackerl auf einen Teller oder in eine Schüssel lege und langsam im Kühlschrank auftauen lasse, befindet sich stets Blut außerhalb des Plastiksackerls auf dem Teller bzw. in der Schüssel.

Wie, frage ich meine kluge Leserschaft, kommt diese wässrig-blutige Flüssigkeit durch das an sich ja dichte Sackerl nach draußen? Beim Einfrieren ist das Sackerl zweifelsfrei dicht. Ich friere allsommerlich ziemlich feuchten, blanchierten Spinat ein. Da ist noch nie etwas durchgesaftelt. Wird das Sackerl durch Einfrieren löchrig, sodass beim Auftauen alles durchrinnt?