Er ist erstaunt. Er erkennt das Wohnzimmer nicht wieder. Er sucht die Küche. Er wundert sich, wie klein alles ist. HC Strache ist zurück auf Ibiza. In der Finca. Und man ist im Fernsehen mit dabei.

Grundsätzliche Dinge fragt sich Strache. Was ihn damals so "getriggert" hat, etwa. Und vermutet Drogen im Essen oder Trinken. "Die Oide", die so "schoaf" war, hat er noch nicht in Erwägung gezogen. Und auch nicht die in den Raum gestellten Geldsummen Schwarzgeld. Wen interessieren schon ein paar hundert Millionen Euro? Und die Dame kann es ja auch nicht gewesen sein, weil "Das war kein sauberer Mensch!"
Aber Saubermann Strache ist auch kritisch sich selbst gegenüber: "Wir haben alle die fürchterlichen Bilder im Kopf." Da hat er recht, denkt sich der Betrachter.
Sonst ist Konsens schwer herzustellen. Gefühlt 100 Mal sagt Strache "Der Gesamtkontext sagt etwas ganz anderes" auf die Zusammenfassung der Interviewerin. Vielleicht, weil er das Bedürfnis verspürt, wenigstens beim zweiten Besuch in diesem Haus der Dame im Raum unbedingt zu widersprechen. Auch wenn das diesmal eine Journalistin ist.
Er insistiert: "Das Wording ist ein anderes!" Die Form ist ihm sichtlich wichtig.
Denn er war nicht untätig die letzten drei Jahre: "Ich hab alle Peinlichkeiten aufgearbeitet."
Zum Inhalt scheint er noch nicht vorgedrungen zu sein.
Trotzdem besitzt er das T-Shirt noch und möchte es irgendwann - für einen guten Zweck - versteigern lassen. Was könnte dieser Zweck sein, fragt man sich. Ein Urlaub auf den Balearen? Ein Wahlkampf eines ehemaligen Vizekanzlers? Oder die Miete in Klosterneuburg? Wohnt nicht Strache in der Keinergasse im Dritten? Man ist verwirrt. Dabei stellt sich doch die Frage, wer diesen historischen Fetzen eigentlich ersteigern möchte? Das Haus der Geschichte?
Der Ex-Vizekanzler, Ex-Parteichef und Ex-Oppositionsführer ist sich seiner historischen Bedeutung sicher: "Auf unterschiedlichen Ebenen hab ich Geschichte geschrieben." "Auf untersten Ebenen" würde zwar der Wahrheit näher kommen, aber was soll’s.
Strache ist sich sonst keiner Schuld bewusst. Erst recht nicht "Jetzt, wo man die sieben Stunden auf dem Tisch liegen hat." Ja, das Geld liegt auf der Straße (oder in der Sporttasche), aber die Zeit, die liegt am Tisch.
Und selbst, wenn Zeit Geld ist, ist letzteres Strache egal. Immer wieder betont er, nur seinen Idealen verpflichtet gewesen zu sein. Er habe sogar der "vermeintlichen Oligarchin, die ja keine war, wie wir heute wissen", gesagt: "Sie soll sich 300 Millionen irgendwo hin..." - den Rest möchte Strache nicht fortsetzen. "Ganz offen reden" - wie einst im Video - sagt ihm gerade nicht mehr zu. Zumindest nicht in dieser Finca.
In einer späteren Sendung treffen dann Strache und sein Leibfuchs Gudenus wieder zusammen. Zweiterer beweist unfreiwillige Selbstironie, wenn er auf seinen Kokainkonsum angesprochen meint: "Da sag ich nur: Schnee von gestern."
Einig sind sich die beiden in ihrem Urteil über den "Gesinnungsjournalismus". Und doch scheint zumindest Strache noch publizistische Karrierechancen zu wittern. Denn am Schluss möchte er, dass man ihm für seine investigative journalistische Arbeit dankt. O.k., wir applaudieren: Zack Zack Zack.