"extra"-Ressortleiter (und regelmäßiger, etwas übersensibler Konzert-Besucher): Gerald Schmickl.

"extra"-Ressortleiter (und regelmäßiger, etwas übersensibler Konzert-Besucher): Gerald Schmickl.

Man kann wohl davon ausgehen, dass die Ukraine ohne Unterhaltungsfernsehen in ihrer heutigen Form nicht mehr bestehen würde. Also ohne die Polit-Comedy-Serie "Diener des Volkes", in der Wolodymyr Selenskyj bekanntlich die Hauptrolle spielte, nämlich den Präsidenten des Landes, zu dem er dann 2019 - nach Ausstrahlung der Serie - tatsächlich gewählt wurde. Und als solcher "spielt" er, wie wir mittlerweile wissen, eine eminente Rolle im Abwehrkampf gegen die russische Besatzung. Hier hat also ein fiktives TV-Script (das in der Ukraine umstritten war, weil u.a. die Dominanz der russischen Sprache kritisiert wurde) reale Geschichte erst herbeigeschrieben.

In Dänemark läuft die Sache ähnlich: Da hat die TV-Serie "Borgen" ebenfalls einen Teil der politischen Wirklichkeit vorweggenommen. Nicht nur die erste dänische Ministerpräsidentin (als welche die Sozialdemokratin Helle Thorning-Schmidt 2011 gewählt wurde, nachdem der fiktiven Birgitte Nyborg in dem TV-Format die Stelle 2010 buchstäblich zugeschrieben worden war), sondern nunmehr ist (in Staffel 4) sogar bis in die aktuelle Regierungszusammensetzung vieles vorgezeichnet. Die ehemalige Premierministerin Nyborg ist jetzt Außenministerin in einer Koalition. Und in der Realität ist der ehemalige Premier Lars Lökke Rasmussen nun Außenminister (in einer Koalition unter Führung der Sozialdemokratin Mette Frederiksen). Und er ist dies mit seiner neuen Moderaten-Partei - genauso benannt wie in "Borgen" einst Nyborgs Erfolgsbewegung (die freilich mittlerweile, seit Staffel 3, in "Die neuen Demokraten" umbenannt wurde).

Das alles ist schon sehr verblüffend. Vielleicht hätte sich England eine Reihe seiner Schlamassel seit dem Brexit erspart, wenn es - statt in "The Crown" die Geschichte der britischen Monarchie ab 1947 nachzuerzählen - eine in die Zukunft gerichtete Serie mit prophetischem Potential entwickelt hätte. (Wobei Boris Johnson ja eh schon wie eine von skurrilen TV-Machern erfundene Figur wirkte...)

Und in Österreich? Da steuern wir - geht man nach TV-Unterhaltungsformaten - eindeutig auf eine Monarchie zu. Denn außer "Wir sind Kaiser" fiele mir keine andere Sendung ein, die sich der heimischen Wirklichkeit derart anteilnehmend und anspielungsreich widmete. Also Robert Heinrich I. als künftiger Herrscher? Oder gar - nach ukrainischem Vorbild - Robert Palfrader? Dann doch lieber den realen Kaiser aus Kärnten! Immerhin hätte es die SPÖ in der Hand, dem Land mit dem derzeitigen Landeshauptmann wieder einen Kanzler(-Kandidaten) mit zumindest monarchischem Namen anzubieten (und könnte damit auch gleich ihr offenkundiges Personalproblem an der Spitze kompetent lösen).

Hary Prinz (l.) als Ermittler Sascha Bergmann in der "Landkrimi"-Folge "Steirerkreuz". 
- © ARD Degeto / Allegro Film / Stefan Haring

Hary Prinz (l.) als Ermittler Sascha Bergmann in der "Landkrimi"-Folge "Steirerkreuz".

- © ARD Degeto / Allegro Film / Stefan Haring

Oder wir geben uns - titularmäßig - mit einer Position kleiner zufrieden und nehmen - was mir noch sympathischer wäre - den aus vielen "Landkrimis" bewährten Hary Prinz als obersten Regenten. Der könnte, ähnlich wie in seiner TV-Rolle als Sascha Bergmann (ebenfalls ein gut zu Österreich passender Name), die Probleme des Landes unaufgeregt und lakonisch lösen.