Viel hat man gehört in den letzten Wochen über die fragwürdigen Praktiken im ORF-Landesstudio Niederösterreich. Freilich sind diese Vorwürfe völlig übertrieben, wie wir alle am Sonntag sehen werden. Denn da ist Landtagswahl im Land der Johannalphabeten.

(Der Interviewer erscheint auf dem Bildschirm, neben ihm Mikl-Leitner)
"Nach dem Ergebnis von - hust! - Prozent und damit dem Verlust von mehreren Prozentpunkten, muss man sagen: Bei dem Wetter ist das doch großartig, wie viele Menschen der ÖVP-Niederösterreich ihr Vertrauen schenken. Solche Zahlen, da kann die Bundes-ÖVP nur davon träumen. Deshalb die Frage: Wie konnten Sie dennoch so großartig abschneiden, Durchlauc... äh... sehr geehrte Frau Landeshauptmann... frau...? Oder kritisch gefragt: Warum sind Sie sooo beliebt?"
Mikl-Leitner: "Ja, warum denn nicht?"
"Ja, da haben Sie natürlich recht. Andererseits konnten auch andere Parteien nicht daran gehindert werden, sich zu bewerben. Etwa die SPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten Franz Schnabl, der hier neben mir steht und deshalb wollen wir über das Ergebnis sprechen mit ... dem ÖVP-Innenminister Karner, der auch aus Niederösterreich stammt: Herr Minister, warum durften denn in Niederösterreich eigentlich auch andere, fragwürdige Parteien kandidieren, wenn wir doch ohnehin schon die eine wunderbare ÖVP-Niederösterreich haben mit einer so großartigen Vorsitzenden wie Johanna Mikl-Leitner?"
Karner: "Schauen Sie, das System ist kaputt, aber wenn es einer richten kann, dann natürlich die heilige Johanna der Bauernhöfe."
"Stimmt. Aber auch die FPÖ ist hier zur Wahl angetreten. Deren Spitzenkandidat Udo Landbauer ist zu uns gekommen und meine erste Frage geht da natürlich an den Herrn Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka, der ja auch aus Niederösterreich kommt. Eine Partei, dann zwei, jetzt sogar eine dritte. Ist das nicht eine Riesengefahr für die Demokratie, so viel Auswahl zu haben? Das verwirrt doch mögliche Wähler so, dass sie gar nicht mehr wissen, wo sie ihr Kreuz für die Frau Landeshauptmann... frau machen sollen."
Sobotka: "Da haben sie recht. Die Menschen sind teilweise so verzweifelt vor der Stimmabgabe, dass sie mir schon vor Jahren vor die Tür gekotet haben."
"Gutes Stichwort: Zur Wahl standen noch zwei weitere Gruppierungen: die Grünen und die Neos, deren SpitzenkandidatInnen Sie hinter mir sehen können. Das sind dann insgesamt fünf Parteien in einem Landtag, was viele Experten als einen von außen ins Land hereingetragenen Konflikt einschätzen. Deshalb möchte ich die niederösterreichische Frau Verteidigungsministerin Klaudia Tanner fragen: Müssen wir als wehrhafte Demokratie nicht mit Panzerkanonen auf diese radikalen Spatzen schießen, bevor sie sich weiter in unserem schönen Bundesland ausbreiten? Sollten wir in Niederösterreich nicht die Rolle der Armee - gerade vor Wahlen - stärken?"
Tanner: "Also ich persönlich kenne nicht jede Vorwahl in Niederösterreich, aber Sie haben schon recht: Zu viele Köcher verderben den Pfeil."
"Schöner hätte ich es nicht sagen können. Damit zurück ins Studio."
Und dann wird spätestens allen klar: Größer als in diesem Miklkosmos kann die Distanz zwischen Medien und Politik eigentlich nicht sein.